Golfplatz statt Goldfisch: Phelps liebt's locker

Irvine (dpa) · Auf dem Weg zu seinen letzten Olympischen Spielen 2012 in London versucht Michael Phelps, die Lust am Schwimmen nicht zu verlieren. In diesem Monat stehen für den Schwimm-Star zwei Jahres-Höhepunkte an: die US-Meisterschaften und die Pan Pacific Games.

Sein Schwimm-Anzug ist seit Jahresbeginn kleiner, sein Selbstbewusstsein aber unverändert groß. „Ich denke, die Weltrekordzeiten sind möglich. Aber es ist weitaus mehr hartes Training notwendig, um in der Lage zu sein, sie zu erreichen“, sagt Phelps vor seinem ersten Auftritt bei den US-Meisterschaften am Mittwoch. Seit vergangenem Herbst trainiert der 14-malige Olympiasieger bereits in der neuen Badehose. Die als Jammer bezeichnete Badehose hat seit Jahresbeginn die High-Tech-Rennanzüge des Vorjahres abgelöst und reicht nur noch von der Hüfte bis oberhalb des Knies.

Phelps, der drei Weltrekorde hält, kommt derzeit jedoch für neue Fabelzeiten nicht infrage. Fünfmal startet der 25-Jährige bei den „Nationals“ im kalifornischen Irvine und hält dabei über die 100 und 200 Meter Schmetterling, 200 Meter Freistil, 200 Meter Lagen und 200 Meter Rücken Niederlagen für „wahrscheinlich“. Es könne sehr gut sein, dass er nach den Titelkämpfen abreise und nicht zufrieden sei, so Phelps. Denn der „Goldfisch“ hat weitaus weniger trainiert als in der Vergangenheit, war öfter auf dem Golfplatz als im Becken.

„Sagen wir's mal so: Sein Training war nicht so beständig. Aber ich nehme ihm das nicht übel, er brauchte mal ein bisschen Zeit zum Durchatmen“, betont Bob Bowman. Phelps Trainer versucht seinen Schützling in diesem Jahr so gut es geht bei Laune zu halten. Bis London 2012 sind es noch zwei Jahre, die nächste WM ist erst im kommenden Juli in Shanghai. Da ist es nur allzu gut nachvollziehbar, wenn jemand, der bereits mit 23 Jahren der erfolgreichste Schwimmer überhaupt geworden ist, Probleme hat, sich aufs Training zu konzentrieren. „Es wird interessant, zu sehen, was mich für die nächsten zwei Jahre motivieren kann“, meint Phelps.

Ein Kick wäre sicherlich das Video vom WM-Endlauf vergangenes Jahr in Rom über die 200 Meter Freistil, als Paul Biedermann Phelps in Weltrekordzeit um 1,22 Sekunden distanzierte und das Phänomen menschlich werden ließ. Phelps weiß, dass auf dem Weg nach London weitere Niederlagen kommen werden. Jede einzelne wird ihn wie immer frustrieren und ihm lehrreich sein. Ende Juni beispielsweise wurde Phelps bei den „Paris Open“ Letzter über die 100 Meter Freistil, nachdem er 20 Minuten zuvor die Konkurrenz auf den 200 Metern Schmetterling um über vier Sekunden düpiert hatte.

Er habe seitdem hart an seinem Freistil-Armzug gearbeitet, betont Phelps. Dennoch habe er „keine Ahnung, ob ich in Irvine Bestzeiten schwimme oder überhaupt in deren Nähe komme“. Die Meisterschaften sind die Qualifikation für die Pan Pacific Games vom 18. bis 22. August an gleicher Stelle. Für die Wettkämpfe mit mehr als 20 Ländern - darunter die starke Schwimm-Nation Australien - qualifizieren sich jeweils nur die Ersten und Zweiten der US-Titelkämpfe.

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