Hambüchen beantragt Weichmatten - Kritik an Hirsch

Berlin (dpa) · Trotz aller Spannungen: Bei seiner Rückkehr auf die Turner-Podien hofft Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen auf ein Entgegenkommen der Verbandsführung.

„Chefarzt Johannes Peil hat uns zwei Bedingungen auferlegt, damit das Comeback von Fabian nicht den Gesamtaufbau Richtung Olympia gefährdet: Zum einen darf er nur drei, vier Geräte turnen, zum anderen muss er unbedingt für die Landungen Weichmatten unterlegen“, erklärte sein Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen der Nachrichtenagentur dpa.

Daher habe sein Schützling beim Lenkungsstab des Deutschen Turner-Bundes (DTB) die Sonderregelung bezüglich der Weichmatten auch für die erste Weltmeisterschafts-Qualifikation in Altendiez beantragt. „Wir sind sehr gespannt, wie man sich positionieren wird“, sagte Wolfgang Hambüchen und hofft, dass der DTB die Erfolge seines Sohnes in der Vergangenheit in dieser Frage berücksichtigt. „Bis zu seiner Verletzung hat Fabian 75 Wettkämpfe für den DTB bestritten, davon 57 siegreich. Er kommt auf 32 Medaillen bei internationalen Wettkämpfen, das hat außer ihm niemand geschafft“, sagte Hambüchen und meinte: „Ich erwarte eine klare Aussage des Lenkungsstabes.“

Ihm ist aber klar, dass der Lenkungsstab nun eine nicht ganz leichte Entscheidung treffen muss. „Wenn man Fabian so etwas genehmigt, muss man es vielleicht auch anderen Sportler genehmigen, die aber nicht so eine schwerwiegende Verletzung gerade hinter sich haben“, befürchtet Hambüchen. Das Gremium mit sechs Stimmberechtigten, das nun über die Sonder-Konditionen entscheiden muss, besteht neben Sportdirektor Wolfgang Willam aus Cheftrainer Andreas Hirsch, Nachwuchscoach Gunter Schönherr, dem Aktivensprecher, dem Kampfrichter Jörg Fetzer und dem Verantwortlichen für Leistungs- und Nachwuchssport-Förderung.

Wolfgang Hambüchen machte jedoch schon im Vorfeld klar, dass sein Schützling nur mit Weichmatten turnen werde. „Wenn sie uns das nicht genehmigen, dann würde Fabian selbst die Punktabzüge von drei Zehntel je Gerät in Kauf nehmen, um die Genesung der Achillessehne mit Blick auf London 2012 nicht zu gefährden“, kündigte der Coach an. Vor allem beim Doppelbücksalto am Barren sei es wichtig, mit zu harten Matten nicht eine neue Verletzung zu riskieren. „Das gilt auch nur für diesen Zeitpunkt. In sechs Wochen sieht das sicher alles schon wieder anders aus.“

Für Chef-Kampfrichter Holger Albrecht, kooptiertes Mitglied im Lenkungsstab und somit ohne Stimmrecht, ist der Antrag Hambüchens voll berechtigt. „In dieser Phase der Rehabilitation muss das akzeptiert werden. Das haben wird schon öfter gemacht. Wir haben schließlich die letzten Jahre genug von ihm und seinen Erfolgen gelebt“, sagte der Potsdamer. Auch für Cheftrainer Andreas Hirsch ist der Antrag „völlig okay“. Er werde nun sehen, wie die Mehrheitsbildung im Lenkungsstab aussieht.

Insofern kann dessen Entscheidung nun ein Lackmustest für das Verhältnis zwischen DTB und seinem Superstar werden, gerade weil die Beziehungen nicht immer bestens waren. Deutlich wurde dies erst in diesen Tagen nach der Verkündung des Comebacks. Cheftrainer Hirsch hatte da einen Mehrkampf-Start Hambüchens bei der WM in Tokio ausgeschlossen und gesagt: „Die Situation für ihn hat sich gewandelt. Er muss nun zeigen, welche Rolle er künftig ausfüllen kann.“

Daraufhin hatte Wolfgang Hambüchen über „Bild“ gekontert: „Hätte Hirsch enger Kontakt mit uns gehalten und ihn vielleicht auch mal persönlich bei seinem Aufbautraining besucht, hätte er mit Sicherheit festgestellt, dass Fabian auf einem sehr guten Weg ist und sich an der Situation nichts geändert hat.“ Hirsch will aber hier keine neue Baustelle aufmachen: „Ich habe mit Wolfgang und Fabian gesprochen und bin in keiner Weise an Differenzen interessiert.“

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