Hambüchens Super-Show: 28. Meistertitel

Düsseldorf (dpa) · 41 Tage vor dem Olympia-Auftakt in London hat Fabian Hambüchen eine grandiose Rückkehr in die Weltelite gefeiert.

Nach monatelanger Trainingsphase dominierte der 24-jährige Ex-Weltmeister die deutschen Meisterschaften in Düsseldorf nach Belieben und erkämpfte sich mit einem riesigen Vorsprung sowie glänzenden 91,10 Punkten seinen sechsten Titel im Mehrkampf. Es war der insgesamt 28. Meisterschaftserfolg für den kleinen Hessen. „90 Punkte waren mein Ziel. Wir sind jetzt auf einem guten Weg nach London“, meinte Hambüchen.

Der Ex-Reckweltmeister aus Wetzlar verwies Barren-Europameister Marcel Nguyen (89,05) und Mehrkampf-Vizeweltmeister Philipp Boy (88,20) auf die nächsten Plätze. Der Titelverteidiger aus Cottbus zog sich am Boden bei der verunglückten Dreifachschraube eine Kapselverletzung zu, biss aber auf die Zähne und turnte den Mehrkampf mit bandagiertem Fuß zu Ende. „Fabian hatte sich zuletzt etwas rargemacht. Jetzt ist er absolut stabil zurückgekehrt. Hut ab“, lobte Cheftrainer Andreas Hirsch, der aber auch mit Nguyen und Boy trotz einiger Instabilitäten nicht unzufrieden war. „Es gibt noch einiges zu tun bis Olympia“, kündigte er an.

Den Sieg bei den Frauen holte sich zum dritten Mal in Serie die Mannheimerin Elisabeth Seitz. Die 18-jährige Vize-Europameisterin machte mit dem Weltklasse-Resultat von 58,75 Punkten einen großen Schritt in Richtung Olympia. Auf den Podestplätzen landeten mit gehörigem Abstand Nadine Jarosch aus Detmold (56,15) und die Stuttgarterin Kim Bui (54,80). Oksana Chusovitina, EM-Zweite am Sprung, verpatzte ihre Barren-Übung und verzichtete danach auf einen Start am Boden. Dafür hielt sich die am Dienstag 37 Jahre alt werdende Ausnahme-Turnerin aber am Sprung mit dem Spitzenresultat von 14,90 Punkten schadlos.

Hambüchen hatte die Grundlage für seinen Triumph vor fast 5000 Zuschauern an seinem Paradegerät Reck gelegt, wo er seine extrem schwierige Übung mit dem Ausgangswert 7,5 brillant darbot und mit 16,35 Punkten belohnt wurde. Hingegen mussten seine beiden ärgsten Widersacher, die in den vergangenen beiden Jahren - Nguyen 2010, Boy 2011 - die Mehrkampf-Krone erkämpft hatten, unfreiwillig das Gerät verlassen und verloren mehr als zwei Punkte auf den Hessen.

Neben diesem für London gesetzten Trio wahrte Andreas Toba seine Chance auf ein Olympia-Ticket. Der Hannoveraner wurde mit 87,65 Punkten Vierter. Matthias Fahrig beeindruckte mit Top-Leistungen an Boden (15,30) und Sprung (15,45), wo er nun am Sonntag als Favorit in die Finals geht.

Ob Boy mit dickem Fuß nun am Sonntag alle fünf Finals turnen wird, für die er sich qualifiziert hat, ist noch fraglich. „Ich bin enttäuscht über meine Leistungen an Reck und Boden, aber am Pferd habe ich die richtige Antwort gegeben“, tröstete sich der Cottbuser nach dem verlorenen Titel. Einen Leckerbissen bot der Hachinger Nguyen dem Publikum am Barren, wo er mit 16,10 Punkten knapp vier Zehntel mehr erkämpfte als bei seinem EM-Triumph in Montpellier. „Ein insgesamt durchwachsener Wettkampf, aber mit dem Barren war ich hochzufrieden“, räumte der Bayer ein.

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