Hambüchens Turner-Traum: Endlich wieder springen

Göppingen (dpa) · Fabian Hambüchen brennt wieder auf Mehrkämpfe. „Ich kann es kaum erwarten, wieder zu springen und damit auch wieder einen Mehrkampf zu bestreiten“, sagt der eleganteste Reck-Turner der Welt.

Nachdem er zwischen 2005 und 2009 alle nationalen Allround-Wettkämpfe gewonnen hatte, 2006 und 2007 WM-Medaillen und 2009 den EM-Titel holte, hatte ihm die lädierte Achillessehne einen Streich gespielt. Erst musste sie geschont werden, dann im Januar der große Knall: Der Riss, die Operation, die lange Reha-Phase.

„Ich kann mich schon kaum noch erinnern, wann ich überhaupt den letzten richtigen Mehrkampf geturnt habe“, spöttelte er bei den deutschen Titelkämpfen in Göppingen und verbreitete große Zuversicht, dass er auf jeden Fall noch in diesem Jahr mit einem kompletten Sechskampf rechne. „Ich trainiere Sprünge schon auf dem Trampolin und auf weichen Matten. Der Arzt hat nun grünes Licht gegeben: Eigentlich könnte ich bald richtig loslegen“, kündigte er an.

Die WM in Tokio vom 7. bis 16. Oktober kommt für einen Mehrkampf Hambüchens aber zu früh. „Am Boden kann ich den Start ausschließen. Am Sprung werde ich sehen, ob sich noch etwas machen lässt“, meinte der Reck-König, der in Göppingen zum siebten Mal in Serie das Königsgerät dominiert hatte.

Etwas skeptischer sieht Cheftrainer Andreas Hirsch die ehrgeizigen Ziele seines WM-Turners. „Wir sollten uns von technischen Fähigkeiten leiten lassen und nicht vom Terminplan. Wenn Fabian jetzt mit dem Sprungtraining einsteigt, kann er höchstens auf einen Ausgangswert von 6,2 kommen. Und damit kann er dem WM-Team an diesem Gerät kaum helfen“, fürchtet der Berliner. „Wenn jetzt Olympia vor der Tür stünde, würde ich vielleicht sagen: Volles Risiko. Aber wenn wir es jetzt über's Knie brechen, gehen wir unnötiges Risiko ein.

Ähnlich sieht es Wolfgang Hambüchen, der Vater und Coach von Fabian. Doch korrigiert er den „Chef“: „Wenn Fabian einen Sprung probiert, dann ist das der Jurtschenko mit zweieinhalb Schrauben, weil er dann vorwärts landen kann und den Fuß nicht so stark beansprucht. Und der hätte einen Ausgang von 6,6.“ Doch auch für Wolfgang Hambüchen gilt „Sicherheit zuerst“, um London 2012 nicht zu gefährden. „Aber wenn man bedenkt, dass Fabian vor sechs Wochen noch nicht einmal wusste, ob er hier starten kann, ist das schon erstaunlich. Und es zeigt, wie schnell manche Entwicklungen vor sich gehen“, fügte der Hesse hinzu.

Deutschlands Vorturner betonte, in Göppingen bei seinen vier Geräten konditionell keine Probleme gehabt zu haben. „Und dem Fuß geht es supergut.“ Verständlich, dass Hambüchen nun nach dem gelungenen Auftritt nach neuen Herausforderungen lechzt.

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