Heidemann - eine Olympiasiegerin steht wieder auf

Legnano (dpa) · Britta Heidemann hat als Fechterin alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 2011 war indes nicht das beste Jahr für die Frau vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Nun aber gilt nur noch eines: der Angriff auf einen erneuten Olympia-Coup.

 Mit Britta Heidemann muss wieder gerechnet werden. Foto: Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Mit Britta Heidemann muss wieder gerechnet werden. Foto: Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Am 10. Oktober 2011 stürzte Britta Heidemann auf den Tiefpunkt ihrer grandiosen Fecht-Karriere. Beim Weltchampionat in Catania scheiterte die Olympiasiegerin mit der schlimmen Bilanz von einem Sieg und vier Niederlagen schon im Vorrunden-Pool. Sie und ihr Umfeld reagierten geschockt auf das Debakel und WM-Platz 126. Vergessen ist das gewiss nicht - aber vorbei. Denn Britta Heidemann kämpfte wie selten, trotz einer Handoperation im vorolympischen Winter, trotz einer dramatisch-glücklichen Qualifikation für die London-Spiele, trotz vieler Belastungen.

Es geht wieder aufwärts. Im Mai wurde die Weltmeisterin von 2007, Goldmedaillengewinnerin von Peking 2008 und Europameisterin von Plowdiw 2009 Dritte beim stark besetzten Weltcup in Havanna, in Nanking (China) scheiterte sie als Grand-Prix-Neunte kurz vor den an diesem Freitag beginnenden Europameisterschaften in Legnano (Italien) nur ganz knapp an der Finalrunde der besten Acht.

Das macht mutig. „Ich habe zuletzt wieder befreit aufgefochten und gute Ergebnisse erreicht. Die Formkurve zeigt nach oben, alles ist möglich“ - doch impliziert das auch den erneuten Gold-Coup? Deutschlands Fecht-Sportdirektor Manfred Kaspar traut es der Frau, die er in Peking zum Sieg führte, uneingeschränkt zu: „Es muss jetzt nicht unbedingt eine EM-Medaille her, um zu sagen, das Mädel ist in Form. Um sie mache ich mir keine Sorgen.“

Buchautorin Heidemann („Erfolg ist eine Frage der Haltung“) kann es noch, daran bestehen wenig Zweifel. Bei der EM vor einem Jahr im englischen Sheffield wurde sie erst im Gold-Gefecht von der Schweizerin Tiffany Geroudet gestoppt. Trotzdem gab es - auch im deutschen Fechterlager - kritische Fragen. Zum Beispiel, ob sich die Protagonistin nicht zu intensiv um andere Dinge als das Fechten gekümmert habe. Das WM-Debakel schien den Kritikern Recht zu geben, obwohl Kaspar zur Gelassenheit mahnte: „Sie hat so viel gewonnen und uns so viel Freude bereitet - da darf man auch mal daneben sein“, kommentierte der Heidemann-Mentor den gewaltigen Ausrutscher.

Abgehakt! Mit ihrer großen internationalen Erfahrung kämpfte sich die 29-Jährige langsam wieder zurück, steckte die Nackenschläge weg, obwohl sie einräumt, dass es „in dieser Saison nicht von Anfang an rund lief“. Die EM in Legnano nimmt sie gern mit - Top-Training unter Wettkampfstress; das kann nur gut tun. Aber Britta Heidemanns Fokus ist ein anderer: London ruft. „Dort ist es wichtig, auf den Punkt trainiert und mental fit zu sein. Die EM ist lediglich eine Zwischenstation.“

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