Hockey-Ass Wess: Comeback für zweites Olympia-Gold

Auckland/Neuseeland (dpa) · Hockey-Nationalspieler Timo Wess will es noch einmal wissen. Mehr als drei Jahre ist es her, dass er die deutschen Herren als Kapitän in Peking zum Olympia-Gold geführt hat.

1197 Tage nach seinem größten Erfolg gab der mittlerweile 29-Jährige im Auftaktmatch gegen Neuseeland bei der Champions Trophy in Auckland sein Comeback im Nationalteam. „Es fühlt sich sehr gut an, aber ich habe ja auch länger darauf hingearbeitet“, sagte Wess, der sich nach Peking 2008 voll auf seine Ausbildung konzentriert hatte.

Inzwischen hat der gebürtige Moerser sein BWL-Studium an der Universität Köln abgeschlossen und arbeitet seit knapp zwei Jahren bei einem Industrie-Unternehmen in Pulheim. Nebenbei reifte sein Entschluss, sportlich noch einmal angreifen zu wollen. „Meine Leidenschaft zum Hockey und zum Leistungssport hat nie nachgelassen“, berichtete der Mann, der im Hockey schon alles gewonnen hat. Er war Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, Europapokalsieger und deutscher Meister. In London möchte Wess nun zum zweiten Mal nach Olympia-Gold greifen: „Ich denke nicht ans Verlieren, sondern nur daran, wie es sein könnte, noch einmal oben zu stehen.“

Doch zwischen seinem 232. und 233. Länderspiel hat sich im DHB-Team viel verändert: In Auckland ist der Weltklasse-Verteidiger der Zweitälteste in der Auswahl. Seine Rückennummer 17 musste sich Wess erst vom Kollegen Linus Butt zurückholen. Und als Kapitän vertritt Jan-Marco Montag den verletzten Wess-Nachfolger Max Müller.

Ambitionen auf dieses Amt hat der Bundesliga-Spieler von Rot-Weiss Köln derzeit nicht: „Es sind Strukturen gewachsen, die ich nicht infrage stellen möchte.“ Doch auch ohne Kapitänsbinde bleibt Wess ein Führungsspieler, der Verantwortung übernimmt und klare Ziele formuliert: „Zweimal Olympiasieger werden ist besser als einmal.“

Bundestrainer Markus Weise sieht in dem Rückkehrer eine „ideale Ergänzung für den Defensiv-Bereich“, denn Wess ist sowohl außen als auch in der Abwehrzentrale auf jeder Position einsetzbar. In Auckland fehlen aktuell gerade in der hinteren Reihe mehrere Leistungsträger, deshalb ist der Bundestrainer auch mit Blick auf London 2012 froh, in Wess einen erfahrenen Mann mehr an Bord zu haben. Auch wenn der Routinier in seinem Leistungsvermögen noch Luft nach oben hat, wie Weise kritisch anmerkte: „Vom Einstiegsniveau ist es offensiv wie defensiv völlig in Ordnung, aber auch noch deutlich ausbaufähig.“

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