Imke Duplitzer - die Präsidentin auf der Planche

Catania (dpa) · Imke Duplitzer will etwas von dem zurückgeben, was sie vom Fechten in vielen Jahren bekommen hat. Als Chefin des traditionsreichen OFC Bonn ist sie nun auch unter die Funktionäre gegangen.

Imke Duplitzer ist unter den fast 1000 Aktiven im Palaghiaccio di Catania an der Viale Kennedy wahrscheinlich die einzige, die sich auf der Planche als „Frau Präsidentin“ ansprechen lassen dürfte: Die Weltklassefrau, die mit dem Degen so perfekt zu Werke gehen kann, lenkt seit Mitte April die Geschicke des Olympischen Fechtclubs Bonn, ein Traditionsverein mit etwa 350 Mitgliedern.

Sie nimmt sich alle Zeit der Welt, während sie in der Gepäckhalle des Flughafens von Catania auf ihre Utensilien wartet. Lange - und augenscheinlich sehr gern - plaudert die Europameisterin von 1999 und 2010 über ihr unerwartetes Engagement: Mit Funktionären oder deren Tun hatte die streitbar-kritische Sportlerin doch nie Ernsthaftes am Hut. Und jetzt gehört sie selbst zu dieser Gilde?

Nein, nein, beschwichtigt die 36-Jährige. Eine Laufbahn wie die ihrer einstigen Mitstreiterin Claudia Bokel, die es in das Internationale Olympische Komitee (IOC) geschafft hat, will Imke Duplitzer nicht irgendwann in ihrer Vita sehen. Sie wolle derzeit nur etwas von dem zurückgeben, was sie von ihrem Sport in den vielen Jahren, die sie ihn betreibt, Positives bekommen hat. Und da lag eine Tätigkeit beim 1949 gegründeten OFC Bonn nahe.

In einer Kampfabstimmung, mit 83:73 im Nachzählen nach einem vermeintlichen Patt beim fehlerhaften ersten Mal, löste sie ihren Vorgänger Dirk Müller ab. Nun muss die umtriebige Frau, die Hollywood-Star Orlando Bloom des Fechten lehrte, noch mehr auf ihre Schultern laden: Die Übernahme des Amtes der Vereinschefin bedeutete auch, sich um einen fünfstelligen Schuldenberg kümmern zu müssen - dem OFC drohte zwischenzeitlich sogar die Insolvenz.

Seitdem kümmert sie sich, bringt sich massiv ein. Ihre Lebensgefährtin unterstützt sie dabei als Vizepräsidentin für Öffentlichkeitsarbeit: Gudrun Nettersheim, Tochter des früheren Schwimmsport-Funktionärs der erfolgreichen SSF Bonn, Hermann Nettersheim, gehört ebenfalls zur Duplitzer-Führungscrew. Ziel: Schuldenabbau, waffenübergreifende Zusammenarbeit, ein attraktives Vereinsleben, das Einbeziehen von Eltern, ein Gleichklang von Top- und Breitensport.

Und dabei reibt sie sich „mit Schlipsträgern im Anzug, die sich für den Nabel der Welt halten und mit denen, die an ihren Pfründen hängen“, wie Imke Duplitzer der „Süddeutschen Zeitung“ vor dem WM-Start in der sizilianischen Hafenstadt Catania anvertraute. Die Domäne Herrenflorett - Olympiasieger Benjamin Kleibrink ist ein Kind der Bonner Waffen-Schule - ist ihr zu stark; selbst Diskussionen mit dem erfolgreichen Bundestrainer Ulrich Schreck geht sie dabei nicht aus dem Weg.

Sportlerin, Trainerin, Unternehmerin, Vereinschefin - Imke Duplitzer hat viel am Hals. Zu viel, um sich noch dem eigenen Treiben auf der Planche widmen zu können? Nein, meint sie. Gutes Zeitmanagement, viel Engagement - das geht schon. Und auf der Fechtbahn noch immer so gut, dass die 36-Jährige selbst einen Olympia-Start 2016 nicht gänzlich ausschließt. Getreu dem persönlichen Duplitzer-Motto: „Fechten begeistert.“

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