Imke Duplitzer dreht die Fecht-Zeit zurück

Leipzig (dpa) · Die neue Europameisterin Imke Duplitzer war einfach nur gut drauf. Sie bot dem Leipziger Fecht-Publikum die perfekte Ein-Frau-Show, wirbelte ihren Degen durch die Luft, brüllte ihre Emotionen quer durch die Arena und verneigte sich als Dank für die Unterstützung von den Rängen.

Kurzum: Die neue Europameisterin war Lebensfreude pur. Und das sollte noch nicht alles sein: „Freibier“, rief die fast 35-Jährige, als es bei der Sieger-Pressekonferenz nicht so recht voranging. Es gab natürlich keins, das war ein Scherz, ganz im Gegensatz zu ihrer beeindruckenden Dolmetscher-Einlage.

Als sich herausstellte, dass Italiens Florett-Finalisten Andrea Baldini und Valerio Aspromonte nicht auf Englisch antworten konnten, übersetzte Imke Duplitzer als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Aufgabe souverän gelöst, so, wie sie es an jenem 18. Juli in der Sachsenmetropole in jeder Lage zu tun verstand.

Es war, als würde die Zeit zurückgedreht. Elf Jahre davor, 1999 in Bozen, hatte die Athletin vom OFC Bonn erstmals EM-Einzelgold gewonnen. „Ich hoffe, dass es nicht nochmal elf Jahre dauert. Das halte ich nämlich nicht aus“ - 2021 wird sich Duplitzer kaum noch auf der Planche tummeln, allenfalls als echte Senioren-Sportlerin.

In Leipzig schlug eine ihrer größten Stunden, ausgerechnet dort, wo sie 2005 beim Weltchampionat als hohe Gold-Favoritin schon in der ersten Runde ausschied. Diesmal lief es: 15:8 gegen die Lettin Alexandra Smetanina, dann ein 8:7 im „Sudden Death“ gegen die nationale Rivalin und Titelverteidigerin Britta Heidemann.

„Da tut sich keine leicht, wenn eine im direkten Duell unter den besten 32 ins Gras beißen muss“, erinnerte sich Imke Duplitzer am Abend an das Geschehen des frühen Morgens zurück, als sie die Olympiasiegerin von Peking aus dem Wettbewerb warf. Das verlieh Flügel.

Anca Maroiu aus Rumänien (15:11), Jana Schemjakina aus der Ukraine (15:13), die Israelin Noam Mills im Halbfinale (15:8) und schließlich im Gefecht um Gold die Polin Magdalena Piekarska (15:10) konnten sich der Attacken Imke Duplitzers und der „Nadelstiche“ nicht erfolgreich erwehren: Sie war wieder auf Europas Fecht-Thron.

Und nun? Aufhören? Es hat nicht den Anschein: „Paris soll ja ein schönes Städtchen sein. Dort fechte ich immer sehr gern“ - mit einem Auge schielte Imke Duplitzer auf die WM in Frankreichs Hauptstadt (4. bis 13. November). Und warum nicht mit 35 Weltmeisterin werden? Alter schützt, jedenfalls im Fechten, nicht vor Erfolg.

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