Immer den nächsten Schritt: Grün & Co. wollen mehr

Belgrad (dpa) · Beine hochlegen, Kräfte sammeln: An ihren freien Tagen durften Angelina Grün & Co. von der ersten EM-Medaille seit acht Jahren träumen, doch davon wollte Giovanni Guidetti noch nichts wissen.

„Nach unseren bisherigen Leistungen bei der EM sind wir der Favorit im Viertelfinale. Aber K.o.-Spiele sind immer gefährlich“, mahnte der Bundestrainer der deutschen Volleyball-Frauen vor dem Spiel am Donnerstag in Belgrad gegen Tschechien. „Unser Motto ist es, immer einen Schritt nach dem anderen zu machen. Jetzt wollen wir ins Halbfinale. Nur das zählt“, stellte er klar.

Nur einen Sieg sind die Frauen des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) noch vom Medaillenkampf entfernt, und die Chancen auf das erste EM-Edelmetall seit Bronze 2003 sind groß wie selten zuvor. Denn mit erstaunlicher Dominanz meisterte das Team um Rückkehrerin Grün seine Vorrundenaufgaben - und ließ die Verantwortlichen im deutschen Lager nach der jüngsten Enttäuschung bei den Männern aufatmen. „Unsere heimlichen Hoffnungen haben sich bisher bestätigt“, sagte DVV-Sportdirektor Günter Hamel. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir das Traumziel Halbfinale erreichen können.“

Vor allem der beeindruckende 3:1-Sieg gegen Titelanwärter Serbien ließ die deutschen Träume mächtig blühen. „Dass sie Serbien so sicher besiegen konnten, hat uns alle überrascht“, sagte Hamel. Nervenstark, konsequent und extrem selbstbewusst agierten die DVV-Frauen gegen den diesjährigen Dritten im Grand Prix, zur Belohnung für den starken Auftritt gab es zwei Tage frei - und die vermeintlich leichtere Aufgabe in der Runde der letzten Acht. Immerhin konnte gegen Tschechien, das am Mittwoch mit dem 3:1 gegen Frankreich den Sprung ins Viertelfinale perfekt machte, kurz vor der EM ein klares 3:0 in einem Testspiel verbucht werden.

Drei Spiele, drei deutliche Siege - vor den entscheidenden Partien bei der EM scheint klar, dass auch das Experiment mit Angelina Grün geglückt ist. Nach dem „verkorksten Grand Prix“ (Hamel) mit nur zwei Siegen hatte sich die Ausnahmespielerin nach langer Abstinenz zurückgemeldet. „Das war ein Risiko, das kann ja auch total schief gehen“, sagte Hamel. Doch das Comeback klappte: Stets stand Grün in der Startsechs, gegen Serbien sammelte sie die meisten Punkte.

Das Selbstbewusstsein ist zurück im deutschen Lager, und auch Guidetti traut seiner Auswahl nun vieles zu. „Das Match gegen Serbien war eines der besten Spiele in den letzten drei Jahren“, erkannte der Italiener, dem Hamel „Menschenfänger“-Qualitäten bescheinigt. Doch nun steht zuerst das Viertelfinale an: „Wir haben noch nicht viel erreicht“, betonte Guidetti. „Wir haben in diesem Turnier noch etwas vor uns. Aber am Ende denke ich, dass unsere Kraft gewinnen wird.“

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