Joppich-Serie endet - Sozanska verpasst WM-Bronze

Catania (dpa) · Peter Joppichs wunderbare Florett-Serie riss, Deutschlands Fechter beendeten die WM-Einzelwettbewerbe von Catania ohne weitere Medaille: Silber für Säbel-Ass Nicolas Limbach blieb einziges Highlight.

„Das ist weniger als erhofft“, bilanzierte Sportdirektor Manfred Kaspar und bestaunte die exzellente Ausbeute der italienischen Gastgeber: Gold durch Joppich-Nachfolger Andrea Cassara war nach der Hälfte der zwölf Wettbewerbe schon Titel Nummer vier für die Top-Nation des Fechtsports.

Als der Koblenzer Joppich nach seinem fünften Weltmeistertitel griff, fuhr ihm ein 18-jähriger US-Boy mächtig in die Parade: Race Imboden stoppte den zehn Jahre Älteren im Achtelfinale mit 15:14 und ließ den Goldmedaillengewinner von 2003, 2006, 2007 und 2010 ratlos zurück.

„Ich weiß nicht genau, wie ich diese Treffer noch gefangen habe. Das sitzt sehr tief“, sagte BWL-Student Joppich nach einer eigentlich beruhigenden 11:6-Führung. Dabei hatte Bundestrainer Ulrich Schreck seinen Vorzeigeathleten vor dem „jungen, wilden Fleisch aus den USA“ noch gewarnt. Imboden wurde im Viertelfinale vom später drittplatzierten Franzosen Victor Sintes auf den Boden der Realität geholt.

Joppich, der von den vergangenen vier Weltchampionaten mit dreimal Gold und einmal Bronze immer eine Medaille mitgebracht hatte, hielt sich an Schrecks Vorgaben - bis zum 11:6. „Der Knackpunkt war mittendrin, aber so ganz realisiert habe ich es noch nicht“, meinte der von einem Fecht-Nobody entthronte Titelverteidiger. Joppich: „Ich weiß gar nicht, was ich falsch gemacht habe.“

Das Comeback von Olympiasieger Benjamin Kleibrink endete bereits in der zweiten Runde. Der für Tauberbischofsheim startende Kölner unterlag dem chinesischen Vorjahreszweiten Sheng Lei mit 10:15 Treffern. „Ich bin froh, dass er nach einem halben Jahr Abstinenz die Keule richtig schwingen konnte“, kommentierte Schreck den beherzten Auftritt Kleibrinks. Auch die Bonner André Weßels und Sebastian Bachmann überzeugten, wurden aber nacheinander in Runde zwei (Weßels) und drei (Bachmann) vom italienischen Weltranglistendritten und Europameister Giorgio Avola aus dem Wettbewerb geworfen.

Für Joppich und Co. ist „der Druck groß“, wie der Koblenzer festhielt. Im Teamwettbewerb am Sonntag muss das Schreck-Quartett, aktuell die Nummer acht der Welt, in die Vollen gehen, weil sich zum Stichtag 31. März 2012 nur die vier besten Florettmannschaften des Rankings direkt für Olympia qualifizieren und damit auch drei Einzel-Startplätze verbunden sind.

Eine deutsche Degenspezialistin trat an der Küste Ostsiziliens aus dem Schatten der auf WM-Rang 126 abgefallenen Olympiasiegerin Britta Heidemann und Imke Duplitzer: Die Heidenheimerin Monika Sozanska feierte trotz verpasster Medaille mit der Qualifikation für das Viertelfinale den größten Einzelerfolg ihrer Karriere.

Erst unter den besten Acht war durch Rumäniens Olympia-Zweite Ana Branza beim 11:15 Schluss für Sozanska, die ein Tränchen verdrückte und nicht recht wusste, ob sie sich freuen oder ärgern sollte: „Meine Gefühle schwanken“, meinte Sozanska. Sie wollte eine Medaille, aber „dieser Traum ist doch noch geplatzt“. Die frühere Europameisterin Duplitzer wurde beim Titelgewinn der Chinesin Na Li 22., die Heidenheimerin Ricarda Multerer endete an Position 44.

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