Jubel um All Blacks - Neuseeland besiegt WM-Fluch

Auckland (dpa) · Das Zittern und Bibbern um die All Blacks hat ein glückliches Ende. Neuseelands Rugby-Stars haben ihren WM-Fluch besiegt und nach einer Durststrecke von 24 Jahren den zweiten Titel gewonnen.

Der knappe 8:7-Erfolg gegen den ebenbürtigen Außenseiter Frankreich im Finale der Heim-WM löste nicht nur bei den 60 000 Fans im Eden-Park in Auckland Riesenjubel aus. Der langersehnte WM-Sieg versetzte die zuletzt durch Umweltkatastrophen wie die Havarie des Ölschiffes „Rena“ und das Erdbeben in Christchurch arg gebeutelte Pazifikinsel in einen Freudentaumel.

Überall feierten die 4,3 Millionen Einwohner, viele in den legendären schwarzen Trikots und mit geschminkten Gesichtern, das Erfolgsteam von Trainer Graham Henry. Premierminister John Key zählte zu den ersten Gratulanten. „Fantastisch“, beschrieb der 64 Jahre alte Graham das Gefühl bei der Siegerehrung. „Die Menschen haben dieses Team während des sechswöchigen Turniers überragend unterstützt. Ich bin so stolz, als Neuseeländer hier stehen zu dürfen“, fügte er hinzu.

Ehe Mannschaftskapitän Richie McCaw den begehrten Webb-Ellis-Cup in den Nachthimmel von Auckland recken konnte, hatten er und seine Kollegen aber bange Minuten zu überstehen. Die Franzosen, die sich mit mehr Glück als Sachverstand für ihr drittes Endspiel qualifiziert hatten, leisteten großartige Gegenwehr. Neuseeland steuerte nach einem Versuch von Tony Woodcock und einem Straftritt des Ersatzmannes Stephen Donald bei einer 8:0-Führung dem erwarteten Favoritensieg zu.

Doch „Les Bleus“, wie die diesmal in weißen Trikots spielenden Franzosen genannt werden, zeigten in der zweiten Halbzeit ein großes Kämpferherz. Der überragende Kapitän Thierry Dusautoir legte das ovale Ei zu einem Versuch im Malfeld der Neuseeländer ab, Francois Trinh-Duc verkürzte mit der Erhöhung auf 7:8. Diesen knappen Vorsprung - den geringsten in einem WM-Finale - retteten die All Black in den letzten 20 Minuten gegen die stürmisch angreifenden Franzosen über die Zeit.

„Das waren schreckliche Minuten“, gab Trainer Henry zu. „Wir mussten so hart arbeiten wie niemals zuvor“, erklärte Kapitän McCaw. Sein Team hielt letztlich dem Favoritendruck stand, gewann auch das siebte WM-Spiel und trotzte über die sechs Wochen des Mammut-Turniers dem großen Verletzungspech.

Neuseelands Superstar Daniel Carter musste bereits nach drei Vorrundenpartien mit Leistenproblemen passen. Im Finale erwischte es in Aaron Cruden nach 35 Minuten den dritten Verbinder. Sein Ersatzmann Donald verwandelte den Straftritt, der letztlich den Unterschied ausmachte.

„Es ist sehr schade und wir sind sehr enttäuscht. Aber ich bin auch stolz auf meine Mannschaft“, erklärte Frankreichs Kapitän Dusautoir nach der dritten Endspiel-Niederlage. Er wurde zum „Spieler des Finales“ gewählt. Ein schwacher Trost für die Franzosen, die bereits 1987 bei der ersten WM, ebenfalls in Auckland, gegen die Kiwis mit 9:29 das Nachsehen hatten.

Letztlich trugen aber auch die Franzosen mit ihrer Klasse-Leistung zu der guten Bilanz des viel beachteten Rugby-Spektakels bei. Die Kosten von rund 170 Millionen Euro wurden nach Angaben der Organisatoren weitgehend eingespielt, das Finale verfolgten weltweit rund eine halbe Milliarde Menschen im Fernsehen.

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