Judoka Bischof hat Olympia-Medaille im Visier

Düsseldorf (dpa) · Ole Bischof denkt nicht, dass er sein Pulver in diesem Jahr schon verschossen hat. „Olympische Frühform? Ich hoffe nicht!“, sagte Deutschlands populärster Judoka nach seinem Sieg beim Grand Prix in Düsseldorf.

Es war der zweite Turniererfolg für den 32 Jahre alten Olympiasieger von 2008 nach dem Gewinn des Grand Slams zwei Wochen zuvor in Paris. „Die Siege geben Rückenwind. Den will ich ausnutzen, der soll mich ganz weit pusten.“

Nach der gelungenen Qualifikation für die Olympischen Spiele in London wird er nun alles dem Tag X unterordnen: Am 31. Juli werden in seiner 81-Kilogramm-Klasse die Olympia-Medaillen vergeben. „Ich will auf die Insel fahren und kämpfen wie in Düsseldorf“, sagte der in Köln lebende Bischof. Selbstbewusst fügt der Student der Volkswirtschaften hinzu: „Im Kampfsport geht es nicht darum, Zweiter zu werden.“

Der goldene Coup von Peking, wo er zum Vorzeigeathleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) wurde, könnte aber auch zu einer schweren Bürde werden. „Mein erstes Ziel, dabei zu sein, habe ich erreicht. Wie ich damit klar komme, als Olympiasieger nach London zu fahren, kann ich erst danach sagen“, meinte Bischof. „Vielleicht werde ich daran zerbrechen.“

Es gibt Gründe, die für und gegen solche Unkerei sprechen. So war die frühere deutsche Judokämpferin Yvonne Bönisch nach ihrem Olympiasieg 2004 dem Druck nicht gewachsen und schied 2008 in Peking gleich im ersten Kampf aus. Bischof begegnet solch einem Versagensszenario mit der Gewissheit, alle der weltbesten Rivalen schon geschlagen zu haben. „Das gibt Kraft“, sagte er.

Obwohl die Olympia-Qualifikation abgehakt ist, denkt er noch über einen Start bei den Europameisterschaften Ende April im russischen Tscheljabinsk nach. „Bei Olympia wird nach Rangliste gesetzt, und es könnte sein, dass ich noch ein paar Punkte brauche“, erklärte Bischof. Das Gefühl der Stärke nach seinem Turnier-Doppelerfolg will er ein paar Tage auskosten, um dann an die Arbeit für London zu gehen: „Heute und morgen kann ich noch selbstbewusst sein. Dann ist Demut angesagt.“

Dies gilt auch für den 140-Kilogramm-Koloss Andreas Tölzer, der in Düsseldorf für den zweiten deutschen Sieg bei den Schwergewichten sorgte. Der WM-Zweite von 2010 und 2011 verzichtet auf die EM und konzentriert sich allein auf die London-Spiele. „Eine Olympia- Medaille wäre das i-Tüpfelchen. Wenn es nicht klappen sollte, wäre es aber auch keine verkorkste Karriere“, meinte der „Bulle von Köln“.

Insgesamt haben zehn deutsche Judokas ein Olympia-Ticket gelöst, zwei weitere Kämpfer könnten noch hinzukommen. Anwärter auf eine Medaille sind aber vor allem Bischof und Tölzer. „Wenn nicht die beiden - wer sonst?“, fragte DJB-Präsident Peter Frese.

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