Kanu: Gescheiterter Grimm - Druck war wohl zu groß

Markkleeberg (dpa) · Zügig weg vom Wettkampftrubel paddelte Slalom-Kanute Alexander Grimm mit gesenktem Haupt hinaus auf den Markkleeberger See in die Einsamkeit. Nach dem dritten von vier Läufen der Qualifikation stand fest: Die Sommerspiele in London finden ohne den Olympiasieger von Peking statt.

Spät fand Grimm die ersten leisen Worte für das, was in ihm vorging: „Ich bin maßlos enttäuscht. Aber vierte, sechste und achte Plätze im nationalen Ausscheid reichen nun mal nicht für Olympia.“ Statt Grimm sicherte sich Hannes Aigner das Ticket im Kajak Einer.

Dabei hatte sich die Misere bereits angedeutet. Schon bei Teil eins der Qualifikation im heimischen Augsburger Eiskanal fand Grimm nicht zu seiner Form. Zwei vierte Plätze brachten eine denkbar schlechte Ausgangsposition für die entscheidenden Rennen im sächsischen Markkleeberg. Nach Rang sechs und acht vor den Toren Leipzigs stand fest: Eine Neuauflage von Grimms Märchen in diesem Jahr wird es nicht geben. Noch 2008 hatte er in Peking überraschend das erste Olympia-Gold für Deutschland geholt.

Allerdings ist mit der schlechten Platzierung im nationalen Ausscheid für Grimm auch der Startplatz bei der Europameisterschaft (09.-13. Mai in Augsburg) und den folgenden Weltcups dahin. „Die Saison ist für mich durch“, erklärt der Sportsoldat betrübt. Bundestrainer Thomas Apel aber rudert zurück. Das sei noch gar nicht entschieden, meinte er. „Die Kriterien bei der Platzvergabe sind so klar nicht“, sagte er und ergänzte, es bestünde etwa die Möglichkeit, dass einer der Olympia-Teilnehmer auf Weltcup-Starts verzichte.

Dabei ist es selbst für einen Olympiasieger keine Schande, im Feld der deutschen Bewerber nicht ganz vorn zu liegen. Gerade bei den Kajak-Herren, Grimms Disziplin, ist die Leistungsdichte enorm - Cheftrainer Michael Trummer betonte in den Tagen der Qualifikation immer wieder: „Es bleiben einige Athleten auf der Strecke, die durchaus auch Medaillenchancen hätten.“ Fest steht aber auch: Zwei vierte, ein sechster und gar achter Rang sind zu wenig für einen, der in London den Titel von Peking verteidigen will.

Zumindest Heimtrainer Apel begreift das Scheitern seines Schützlings auch als Chance. „Die Nicht-Qualifikation bedeutet für uns auch ein Stück weit Erleichterung. Das ist seit nunmehr zehn Jahren der erste Sommer, in dem wir nicht von Wettkampf zu Wettkampf hechten“, erklärte er. Beide haben jetzt viel Zeit, die Fehler zu analysieren - abseits der Öffentlichkeit. „Ein bisschen Ruhe tut auch mal ganz gut“, mutmaßte Apel. Auch Grimm gab zu: „Der Druck war vielleicht doch zu hoch.“

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