Kanuten nach Heim-Weltcup bereit für Olympia

Duisburg (dpa) · Der Heimweltcup in Duisburg lieferte schon einmal einen ersten Vorgeschmack auf große Momente. Vier Siege und insgesamt acht Podestplätze auf den olympischen Strecken erpaddelten sich die deutschen Kanuten am Wochenende auf der Regattastrecke am Niederrhein.

Die Erwartungen für die Sommerspiele in London wachsen mit jedem weiteren Erfolg, die internationale Konkurrenz ist gewarnt. „Wir können fast überall Gold holen“, erkannte Verbandspräsident Thomas Konietzko voller Stolz, gestand aber auch ein: „Der Druck ist jetzt für uns als erfolgreichstem deutschen Sommersportverband natürlich groß.“

Zwei Monate vor den mit Spannung erwarteten Olympia-Läufen am Dorney Lake westlich von London feierten Canadier-Pilot Sebastian Brendel, der Kajak-Vierer der Frauen sowie die Kajak-Duos Martin Hollstein/Andreas Ihle und Franziska Weber/Tina Dietze überlegene Erfolge. Allesamt Boote, die in London Kurs auf Gold nehmen sollen. „Wir haben das Potenzial für acht Medaillen“, sagte Bundestrainer Reiner Kießler. Besonders der Potsdamer Brendel beeindruckte die Chefs des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV). „In dieser mentalen Form ist er klar ein Kandidat auf Olympia-Gold“, urteilte Konietzko.

Zugleich fielen noch mehrere Qualifikations-Entscheidungen für London. Zumeist setzten sich die deutschen Leistungsträger von der WM 2011 durch - mit einer großen Ausnahme: Im Canadier-Zweier sorgten die Jungspunde Peter Kretschmer und Kurt Kuschela für einen Paukenschlag. In einem Herzschlagfinale ums Olympia-Ticket stachen sie mit einem Klassefinish die Weltmeister Tomasz Wylenzek/Stefan Holtz aus. „Der Endspurt war so gut, dass ich dachte, das Boot würde übers Wasser fliegen“, meinte der 23-jährige Kuschela. „Sie haben sich den Platz erkämpft“, äußerte Chefcoach Kießler anerkennend.

Lediglich hinter der Besetzung von zwei Olympia-Booten stehen jetzt noch Fragezeichen. Bei den Frauen im Kajak-Einer konnte Weltmeisterin Nicole Reinhardt wegen einer Zerrung nicht starten, ihre nationale Konkurrentin Silke Hörmann kam nicht über einen schwachen neunten Platz hinaus. „Das ist ein bisschen wenig“, betonte Sportdirektor Jens Kahl. Der DKV denkt über ein Ausscheidungsrennen zwischen beiden nach - Ort und Zeitpunkt sind aber noch offen.

Etwas Sorgen bereitet den deutschen Kanuchefs darüber hinaus der enttäuschende siebte Platz des Kajak-Vierers der Männer. Gegen die geballte internationale Konkurrenz war in Duisburg nicht mehr drin, dabei soll auch der K4 in London nach einer Medaille greifen. „Wir werden im Trainerrat besprechen, was wir machen“, sagte Kießler. Die Kajak-Starter Max Hoff (Langstrecke) und Ronald Rauhe (Sprint) schafften trotz mäßiger Leistungen die London-Qualifikation im zweiten Weltcup der Saison, bei dem im Gegensatz zum Wettkampf in Posen eine Woche zuvor auch die starken Ungarn mit am Start waren.

Der nächste Schritt auf dem Weg nach London ist für das deutsche Olympia-Team nun die EM in Zagreb vom 22. bis 24. Juni, beim anstehenden Weltcup in Moskau soll nur eine U23 starten. „Wir wollen in Zagreb vorne mitfahren, werden aber unser Training nicht darauf ausrichten. Im Fokus steht nämlich klar Olympia“, sagte Kießler.

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