Kanutin Wagner-Augustin: Erst Kind, dann Olympia

Potsdam (dpa) · Erst Mutterfreuden - und dann zu ihren vierten Olympischen Spielen? Im August soll das erste Kind der viermaligen Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin geboren werden, ein Jahr später würde die Ausnahme-Kanutin in London gerne wieder um die Medaillen mitpaddeln.

„Ich werde versuchen, das Olympia-Ticket zu lösen. Aber man muss sehen, wie es nach der Pause sein wird“, sagte die 33-Jährige, die im Sommer ihr erstes Kind erwartet: einen Jungen. „Es wird gewickelt, was auf den Tisch kommt. Hauptsache gesund - und der DKV braucht ja Herren-Zuwachs.“

Wenn die deutschen Kanuten in Duisburg den harten Kampf um die WM-Tickets aufnehmen, wird eine der erfolgreichsten deutschen Olympionikinnen fehlen. Schon länger hatten sie und ihr Ehemann, der frühere Rennsport-Kanute Lars Augustin, Baby-Pläne. Nun kommt das Mutterglück in der vorolympischen Saison, die ihren Höhepunkt mit der WM im August in Ungarn hat. Natürlich sei eine Geburt ein Jahr vor Olympia nicht optimal, aber „lieber als im olympischen Jahr“, sagte die zehnmalige Weltmeisterin, die 1997 erstmals auf der WM-Bühne stand und in Sydney 2000 erstmals Olympia-Gold erpaddelte. Mit im Boot saß Birgit Fischer, die in ihrer erfolgreichen Karriere sogar zwei Baby-Pausen einlegte.

„Sicher haben es andere vorgemacht, aber jeder ist anders. Ich werde im Oktober wieder einsteigen und dann schauen, ob die Lust noch da ist“, sagte Wagner-Augustin, die bei Olympia 2008 in Peking bei der Schlussfeier die deutsche Fahne trug. Jetzt ist sie nicht die einzige werdende Mutter in der Kanu-Weltspitze: Auch ihre ungarische Konkurrentin Natasa Janics erwartet ein Kind. „Bei den Ungarn fehlt also in diesem Jahr auch eine Fachkraft“, meinte die Potsdamer Paddlerin, die bei EM, WM und Olympia insgesamt 25 Mal gewann.

Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) wird die 49-malige deutsche Meisterin auch „aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit und Erfahrung“, so Chef-Bundestrainer Reiner Kießler, natürlich vermissen. „Auf der anderen Seite ist es für andere eine Chance, in die Mannschaft zu kommen“, sagte Kießler, der Wagner-Augustin die Rückkehr ins Olympia-Team zutraut. „Ich freue mich für sie und hoffe, dass es bei ihr klappt wie bei vielen Frauen vorher, die nach einem Baby ein Jahr später wieder am Start waren. Und das nicht unbedingt schlechter.“ Nicht nur Fischer war wieder Weltspitze, auch die Olympiasiegerinnen Josefa Idem (Italien/2000) und Inna Osypenko (Ukraine/2008) kamen nach Geburten stark zurück.

Noch sind die weiteren Karriere-Gedankenspiele mit der besonderen Doppel-Belastung weit weg, erst einmal steht der Nachwuchs im Vordergrund. Von Übelkeit oder Müdigkeit wurde Wagner-Augustin in den Anfangswochen ihrer Schwangerschaft nicht geplagt. „Aber für einen Leistungssportler ist es schon was anderes, wenn sich der Körper so verändert. Man ist eingeschränkt, kann nicht mehr das machen, was man früher gemacht hat“, sagte die gelernte Arzthelferin, die jeden Tag versucht „ein bisschen“ zu schwimmen und Rad zu fahren. Und gepaddelt wird auch noch: „So lange ich noch ins Boot passe...“

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