Karajan des Volleyballs: Ex-Bundestrainer Lee tot

Leverkusen (dpa) · Trauer im deutschen Volleyball: Im Alter von nur 55 Jahren hat der langjährige Frauen-Bundestrainer Hee Wan Lee den Kampf gegen den Krebs verloren. Der im südkoreanischen Seoul geborene Lee sei am 26. Mai in Leverkusen gestorben, teilte der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) mit.

„Lee war eine der prägendsten Figuren im deutschen Volleyball“, erklärte Präsident Werner von Moltke. „Er war ein Freund, ein Trainer, ein Mitarbeiter, wie man ihn sich nur wünschen kann. Sein Tod ist ein Schock für uns alle.“ Lee hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Vor 30 Jahren hatte der damalige Frauen-Bundestrainer Dai Hee Park seinen Landsmann nach Deutschland geholt, und schnell avancierte Lee hierzulande zum dominierenden Spielgestalter, unter anderem beim VBC Paderborn und beim SV Bayer Wuppertal. So sehr drückte er dem Spiel seiner Teams den Stempel auf, dass die Fachpresse ihn bald als „Karajan des Volleyballs“ titulierte. „Er war einer der genialsten Zuspieler“, blickte am Freitag von Moltke zurück, betonte aber auch Lees zurückhaltendes Auftreten: „Er war sehr bescheiden. Er war ein Vorbild. Er war kein Show-Man.“

Nach seiner aktiven Zeit als Spieler wurde Lee Trainer und übernahm 1999 die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Zweimal führte er die DVV-Damen zu Olympia, 2003 konnten Lees Schützlinge bei der EM Bronze bejubeln. Doch der stille Südkoreaner, dessen kompletter Name „Mit Spaß zu Ende bringen“ bedeutet, musste auch Rückschläge hinnehmen: So blieb ausgerechnet bei der Heim-WM 2002 nur der enttäuschende zehnte Platz.

Völlig überraschend legte Lee im März 2006 sein Amt als Bundestrainer nieder. Zuvor hatten die Bundesliga-Vereine seine Idee abgelehnt, mehrere Nationalspielerinnen bei einem Club zu konzentrieren. Die deutschen Volleyball-Frauen waren geschockt: „Wir hoffen, dass wir einen Trainer seiner Qualität finden, um den Volleyball-Nationen auch in Zukunft das Leben schwer machen zu können“, sagte die damalige Spielführerin Angelina Grün und verwies damit auf Lees große Verdienste.

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