Kaymer will „Gefühl des Sieges“ wieder erleben

Medinah (dpa) · Deutschlands Ryder-Cup-Star Martin Kaymer will bei seinem zweiten Start beim prestigeträchtigen Kontinentalvergleich der besten Golfspieler aus Europa und den USA erneut den Titel gewinnen.

„Wir verfügen über ein sehr ausgeglichenes und junges Team - ich traue uns die Titelverteidigung mit ein wenig Glück zu“, sagte Kaymer im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Von diesem Freitag an wird die 39. Auflage des Ryder Cups in Medinah/Illinois Millionen Fans auf der ganzen Welt in ihren Bann ziehen.

Es ist Ihr zweiter Start beim Duell der besten Golfer aus Europa und den USA. Was bedeutet Ihnen diese Ryder-Cup-Teilnahme nach einer bisher nicht so erfolgreichen Saison?

Kaymer: „Die Qualifikation war für mich sehr wichtig und hat mir einen weiteren Motivationsschub gegeben. Ich liebe Events bei denen es um die Ehre und Sportgeschichte geht, wie Olympia und auch den Ryder Cup. Was gibt es Größeres, als für Deutschland und Europa bei einem der weltgrößten Sportevents am Start zu sein?“

Was macht für Sie den Reiz des Ryder Cups aus?

Kaymer: „Es geht um die Ehre, die Besten der Besten treffen sich im Kontinentalvergleich. Geld spielt keine Rolle, wir spielen als Team und füreinander. Diese Situationen sind für uns Golfer selten, aber für mich von besonderer Bedeutung. Ich werde versuchen, einen kleinen Teil für Deutschland zum Erfolg beizutragen.“

Denken Sie noch oft an den Triumph von 2010 in Wales zurück? Welcher Augenblick ist Ihnen davon noch am meisten präsent?

Kaymer: „Ja. Jetzt, wo der Ryder Cup vor der Tür steht, denke ich immer mal wieder daran, wie stolz ich während der Eröffnungszeremonie war, als die deutsche Nationalhymne gespielt wurde. Und das Gefühl des Sieges am Sonntag war spektakulär... ein schöner Gedanke für den 30. September 2012.“

Welche Erfahrungen aus dem Sieg in Celtic Manor helfen Ihnen und den anderen europäischen Spielern bei der schwierigen Mission in den USA?

Kaymer: „Das Gesamtpaket aus Können, Erfahrung, Team-Play und Kampfgeist auf dem Platz muss stimmen - nur dann werden wir den Ryder Cup auch in diesem Jahr wieder gewinnen.“

Haben die Europäer eine reelle Chance, den Titel von 2010 zu verteidigen?

Kaymer: „Das amerikanische Team sehe ich aufgrund des Heimvorteils in diesem Jahr leicht in der Favoritenrolle. Wir fahren dort aber nicht zum Spaß hin. Wir verfügen über ein sehr ausgeglichenes und junges Team - ich traue uns die Titelverteidigung mit ein wenig Glück zu.“

Können Sie mit nun 27 Jahren dem Hype um das größte Golf-Spektakel der Welt gelassener entgegenblicken als noch vor zwei Jahren in Wales? Oder sind Sie immer noch aufgeregt?

Kaymer: „In Wales war ich sehr aufgeregt und nervös, auch weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. In diesem Jahr werden mich die Geschehnisse aber wohl auch nicht kalt lassen - ich freue mich wahnsinnig dabei zu sein.“

Worauf freuen Sie sich in Medinah am meisten?

Kaymer: „Auf die aufgeheizte Stimmung und die angespannte Atmosphäre. Das ist beim Ryder Cup ja fast wie im Fußball-Stadion.“

Der Ryder Cup in Medinah wird für das Europa-Team ein ganz hartes Auswärtsspiel. Die Fans werden die US-Spieler frenetisch anfeuert. Haben Sie schon einen Plan, wie Sie mit dem ganzen Trubel auf dem Platz umgehen werden?

Kaymer: „Dieses Jahr wird es sicher so sein, dass mindestens 80% der dortigen Zuschauer für die USA und gegen uns sein werden. Was dann passiert, kann man nicht planen oder voraussagen. Ich bin aber aufgrund meiner Erfahrung der letzten Jahre, insbesondere durch das Stechen mit Bubba Watson 2010 bei der PGA Championship, schon in der Lage, mich von äußerlichen Umständen nicht beeinflussen zu lassen. Es wäre allerdings schön, wenn es fair bleiben würde.“

Was ist die große Stärke der europäischen Mannschaft? Wer sind neben Kapitän Olazabal die Leader im Team?

Kaymer: „Ich will hier keinen Leader nennen, aber Ian Poulter hat eine besondere Beziehung zum Ryder Cup, Rory ist die 1 der Welt - Lee, Sergio und Luke und Co. sind alles Ausnahmespieler - ich denke wir müssen uns als Team wirklich nicht verstecken.“

Wie groß ist der Unterschied, das ganze Jahr allein auf den Turnieren zu kämpfen und dann alle zwei Jahre gemeinsam als Team gegen die USA anzutreten?

Kaymer: „Golf ist und bleibt eine Einzelsportart, trotzdem freue ich mich, alle zwei Jahre auch mal ein Teamplayer zu sein. Ich empfinde den Zusammenhalt in der Mannschaft als extrem positiv.“

Sie trainieren sehr oft in Ihrer US-Wahlheimat in Scottsdale/Arizona. Ist der Ryder Cup in Medinah da nicht fast schon ein Heimspiel für Sie?

Kaymer: „Nein, der Ryder Cup wird kein Heimspiel für mich, denn ich trete ja als Europäer gegen das amerikanische Team an. Ich finde in Scottsdale perfekte Bedingungen, um mich im Winter auf die Saison vorzubereiten. Den Platz in Medinah hingegen habe ich noch nie gespielt.“

In dieser Saison elektrisierte vor allem das Duell Rory McIlroy vs. Tiger Woods die Massen. Wer ist für Sie der bessere Spieler? Und warum?

Kaymer: „Beide miteinander zu vergleichen fällt schwer und würde keinem gerecht werden, da sie als Typen wie auch als Golfer sehr unterschiedlich sind. Tiger ist erfahren, kennt mittlerweile alle Höhen und Tiefen und hat schon unglaublich viele Turniere gewonnen. Rory spielt ohne Angst, mit großem Selbstvertrauen und startet seit 2011 erst richtig durch. Wir werden auf jeden Fall noch viele spannende Turniere mit beiden ganz vorne erleben.“

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