Kelly Slater: Ein Leben fürs Surfen und elf Titel

San Francisco (dpa) · Als er nach seinem Ritt durch die Wellen wieder an Land gespült wurde, hoben dutzende Fans ihren Helden Kelly Slater in die Höhe. Nach seinem WM-Triumph posierte der 39 Jahre alte US-Surfer am malerischen Ocean Beach bei San Francisco wie ein Gigant vor seinen Anhängern.

Einige huldigten ihrem Idol auf Schildern mit dem Schriftzug „Ke11y“ - die Zahl „11“ im Vornamen als Hinweis auf die Anzahl seiner Weltmeisterschaftstitel. Die Freude über den erneuten Coup innerhalb der Profisurfer- Organisation ASP einen Wettkampf vor Ende der elfteiligen WM-Serie überkam den Altstar. Gegen die jüngere Konkurrenz war er ohne deutsche Beteiligung nach all den Jahren nicht mehr der Topfavorit gewesen, wohl aber der Liebling des Publikums. „Das ist eine persönliche Befriedigung“, meinte Slater. „Ich habe mein Leben dem Surfen gewidmet. Dass es sich nach einem ganzen Jahr Arbeit so auszahlt, ist wirklich erfüllend.“

Vor den Augen tausender Fans rang er seinen elf Jahre jüngeren Kontrahenten Dan Ross aus Australien mit zwei spektakulären Abschlussritten in der entscheidenden dritten Runde über die meterhohen Wellen nieder. Damit hatte er den Titel rechnerisch in der Tasche. Slater, nur mit den Füßen auf dem schmalen Brett stehend und mit den Händen in der Luft wirbelnd, bewies Routine - Ross dagegen stürzte und machte den Seriensieger noch vor Abschluss des Wettkampfes zum erneuten Weltmeister.

Auf Händen trugen die Fans den fast kahlköpfigen Slater vom Wasser bis zum Podium. „Er wird nie von anderen erreicht werden“, schrie ein Reporter in sein Mikrofon. Und das, obwohl Slaters biologische Uhr aus sportlicher Sicht ohne Frage tickt.

Das Surfen steht für Jugendlichkeit, Extrovertiertheit, Spontaneität auf einem schmalen Brett. Slater hat all das verinnerlicht - nur jung ist er eben nicht mehr wirklich, auch wenn er sich so gibt. „Die Menschen kommen immer auf mein Alter zu sprechen. Ich bin 39, fast 40, aber die Jahre sind für mich nur Zahlen. Ich denke, man kann seine Form beibehalten“, meinte Slater. „Warum sollte ich mit 50 nicht noch besser drauf sein als jetzt?“

Surfen sei Freiheit für ihn, betont Slater immer wieder. 1992 wurde im Alter von 19 Jahren der jüngste Weltmeister der ASP-Serie. Er drehte Surffilme, scheffelte über cleveres Marketing und Werbeverträge Millionen. Er hätte es nicht nötig, weiterzumachen. Er macht es trotzdem, denn: Surfen ist sein Leben.

Auf den Tag genau ein Jahr vor dem Wettkampf am Mittwoch starb sein langjähriger Konkurrent Andy Irons, selbst dreimaliger Weltmeister, an einem Herzinfarkt. „Das macht den Titel besonderes für mich“, verdeutlichte Slater. Denn Irons war nicht nur Konkurrent, sondern auch ein Freund. Vielleicht ist es gerade typisch für den Surfsport, dass die größten Konkurrenten am stärksten zusammenhalten.

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