Kirui holt siebtes Gold für Kenias „Überläufer“

Daegu (dpa) · Kenias „Überläufer“ haben mit der Konkurrenz Katz und Maus gespielt und die Laufnation im Osten Afrikas in einen wahren Goldrausch versetzt. Marathon-Mann Abel Kirui holte in Daegu bereits den siebten Titel - so gut war Kenia bei einer WM seit der Premiere im Jahr 1983 noch nie.

Nach 2:07:38 Stunden war die Gold-Mission des 29-Jährigen erfüllt. Auch seine hoch gehandelten Landsleute konnten Kiruis „Zwischenspurt“ bei Kilometer 30 nicht folgen. So hatte Vincent Kipruto im Ziel der klassischen 42,195-Kilometer-Strecke schon 2:28 Minuten Rückstand. Einen dreifachen Triumph der Ostafrikaner wie im Frauen-Marathon verhinderte der drittplatzierte Äthiopier Feyisa Lilesa (2:10:32).

„Straßenkämpfer“ Kirui schien nach dem Rennen noch ziemlich fit zu sein; man sah ihm die Strapazen jedenfalls kaum an. Der Sieger fiel nach seinem Triumph auf die Knie, küsste den Boden und gab dann das erste Interview. „Das war ein schwieriges Rennen, aber Gott hat mir die Kraft zum Sieg gegeben“, meinte der alte und neue Weltmeister. „Ich habe bei Kilometer 20 das Tempo verschärft - das hat mir die Goldmedaille gebracht.“ Kipruto war auch mit Silber glücklich: „Unser Land kann stolz auf unseren Erfolg sein.“

Kirui bewältigte die zweite Hälfte gut zweieinhalb Minuten schneller als die ersten 21,1 Kilometer. Der „Sprinteinlage“ des Kenianers war keiner gewachsen: Die 14:18 Minuten zwischen Kilometer 25 und 30 waren die schnellsten 5000 Meter eines Marathonläufers in der WM-Geschichte. Bisher haben auch nur zwei Marathonläufer ihren Titel erfolgreich verteidigt: Der Spanier Abel Anton (1997/1999) und der Marokkaner Jaouad Gharib (2003/2005).

Gleich am ersten WM-Wochenende hatten Kenias Läuferinnen die Konkurrenz in Grund und Boden gerannt: Gold, Silber und Bronze im Marathon, Platz 1 bis 4 über 10 000 Meter. Und die Kenia-Festspiele gingen weiter, die Hymne konnten die Zuschauer schon fast mitsummen. Weltrekordler David Rudisha (800 Meter), Ezekiel Kemboi (3000 Meter Hindernis), Asbel Kiprop (1500 Meter) und Vivian Cheruiyot (5000 Meter) hielten Kenia auf Goldkurs.

Bronze gab es zu guter Letzt noch durch Ex-Weltmeisterin Janeth Jepkosgei über 800 Meter - hinter der entthronten Weltmeisterin Caster Semenya (Silber). Eine weitere Chance auf Edelmetall hatten Kenias Männer zuvor über 5000 Meter vergeben.

„Das Geheimnis der kenianischen Erfolge ist, dass die Heimtrainer der Athleten auch in den Vorbereitungs-Camps vor großen Meisterschaften dabei sein dürfen. Und nicht nur die Trainer der Nationalmannschaft“, erklärte der niederländische Athletenmanager Jos Hermens.

Nach Meinung von Idriss Gonschinska, im Deutschen Leichtathletik-Verband Bundestrainer für Sprint und Lauf, haben die Erfolge gute Gründe. „Kenia ist ja traditionell ein Läuferland. Ich glaube, dass sich dort die Rolle der Frau entwickelt hat“, sagte der Sportwissenschaftler. „Die Athletinnen haben ein tolles Last-Kraft-Verhältnis, sind unglaublich erfolgshungrig und trainieren unglaublich hart.“

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