London im Kopf, Rio im Sinn

Butzweiler · Nach den Paralympics ist für Maike Hausberger vor den nächsten Spielen. Nach den Olympischen Spielen der Sportler mit Behinderung hat die 17 Jahre alte Leichtathletin vom Post-SV Trier aber erst einmal Trainingspause.

Butzweiler. Normalerweise könne sie gut einschlafen, sagt Maike Hausberger. Zurzeit fällt es der 17-Jährigen aus Butzweiler aber schwer, Schlaf zu finden. Zu sehr denkt sie noch an die Paralympischen Spiele in London. "Das muss ich erst alles verarbeiten", sagt die junge Frau, die seit ihrer Geburt an einer Hemiparese, spastischen Lähmungen der linken Körperhälfte, leidet. Fünfte über 400 Meter mit deutschem Rekord in ihrer Klasse und Neunte im Weitsprung wurde die Zweitjüngste im deutschen Team.
So erlebnisreich die Tage in London auch waren: "Ich bin froh, dass es vorbei ist", erzählt Hausberger. "Ich habe die Zeit genossen, aber es war auch eine Woche voller Nervosität und sehr anstrengend." Viel Zeit zur Erholung bleibt ihr nicht. Mit dem Leichtathletik-Training setzt sie bis November aus. Das habe ihre Trainerin Evi Raubuch verordnet, damit ihre Motivation hoch bleibe. Aber Rad fahren und schwimmen werde sie.
Und sich auf die Schule konzentrieren. Denn seit den Sommerferien hat die Schülerin des Saarbrücker Gymnasiums am Rotenbühl noch nicht die Schulbank gedrückt. Vor der Reise nach London war Hausberger im Nationalmannschafts-Trainingslager in Kienbaum bei Berlin. Seit Donnerstag muss sie das nachholen, was sie in dreieinhalb Wochen versäumt hat. Bange ist ihr davor nicht. Denn als Athletin des Olympiastützpunkts Rheinland-Pfalz-Saarland wird Hausberger unterstützt. "Mein Englisch-Lehrer hat mir eine E-Mail geschrieben: Ich solle nicht an die Schule, sondern an die Wettkämpfe denken. In der Schule würden sie nichts machen, was wichtiger wäre, und lernen würde ich in London sowieso mehr", nennt Hausberger ein Beispiel. Um den Stoff nachzuarbeiten, kümmert sich ein Lehrer um die ehemalige Schülerin der Trierer Blandine-Merten-Realschule.
Wenn sie im November wieder ins Leichtathletik-Training einsteigt, werde sie sich auf die 400 Meter und den Weitsprung konzentrieren. "Im Weitsprung sehe ich noch viel Entwicklungspotenzial. Den trainiere ich ja eigentlich erst ein Jahr", erklärt Hausberger. Die Staffel (über 4 x 100 Meter wurde das deutsche Team disqualifiziert) ist dagegen erst einmal kein Thema.
Ihre erste Paralympics-Teilnahme hat Hausberger reifen lassen. Was sich während der Wettkämpfe vor 80 000 Zuschauern im Olympiastadion geändert hat: "Eine WM sieht man nicht mehr wirklich als Weltmeisterschaft", sagt Hausberger zum Jahreshöhepunkt 2013 in Lyon. Die Atmosphäre bei den Paralympics sei nicht zu vergleichen. Aber in Frankreich muss sie trotzdem gut abschneiden, um ihren B-Kader-Status und die entsprechende Förderung zu erhalten. Sonst wäre es für die sechsköpfige Familie schwierig, das Internat für den jüngsten Spross zu bezahlen, erklärt Mutter Gudrun.
Auch wenn sie noch oft an Erlebnisse von London denkt, im Hinterkopf hat Maike Hausberger bereits die nächsten Paralympics in Rio de Janeiro.

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