Mit Hundeleine zur Südspitze Amerikas

Wittlich/Puerto Williams · Sie hatten vier Tage nasse Füße und waren teilweise nicht mehr ansprechbar. Trotzdem hat sich das von Marc Pschebizin aus Wittlich angeführte deutsche Team Herbertz den dritten Platz auf Feuerland erkämpft.

 „Wo geht's denn jetzt lang?“ Team-Kapitän Marc Pschebizin aus Wittlich (rechts) berät sich mit dem Belgier Pierre Eyen über den Weg durch die Wildnis Feuerlands. Foto: privat

„Wo geht's denn jetzt lang?“ Team-Kapitän Marc Pschebizin aus Wittlich (rechts) berät sich mit dem Belgier Pierre Eyen über den Weg durch die Wildnis Feuerlands. Foto: privat

Wenn er in die Gesichter seiner Kameraden geschaut habe, habe er nur "au wei, au wei" gedacht. Und wenn Marc Pschebizin jemanden ansprach und derjenige nicht reagierte, wusste der Kapitän des einzigen deutschen Teams beim Abenteuerrennen auf Feuerland, dass sie sich am Limit ihrer Leistungsfähigkeit bewegten. Die Winde, die an der Südspitze Amerikas beim Zusammentreffen von Atlantik und Pazifik entstehen, ließen am Kap Hoorn nicht nur Hunderte Schiffe sinken, sie zehrten auch das Team aus. Bis zu 8000 Kilokalorien verbrauchten die Sportler pro Tag. "Man merkt richtig, wie man schwächer wird und abnimmt. Den Hüftgurt des Rucksacks kann man von Tag zu Tag enger zurren", erzählt Pschebizin. Wie ungestüm die Elemente am 55. südlichen Breitengrad toben, erlebte das Team bereits vor dem Start. Pschebizin, Melanie Hohenester (München), Thoralf Berg (Cottbus) und der Belgier Pierre Eyen waren froh, dass das Kajakrennen über die Magellanstraße abgesagt und durch einen 18-Kilometer-Strandlauf ersetzt wurde. Das Problem: Die Sportler konnten noch vom Festland auf die Hauptinsel Feuerlands übersetzen. Anschließend stellte die Fähre wegen zu hoher Wellen ihren Betrieb ein.

Über insgesamt 300 Kilometer ging es nach dem Auftaktlauf mit dem Mountainbike durch Steppen nach Süden. Das Problem neben der eintönigen Landschaft: der Wind. "Ich habe noch nie jemanden so schief auf einem Fahrrad sitzen sehen", erzählt Pschebizin.

Wo die Landschaft bergiger wurde, ging es zu Fuß weiter. Rund 270 Kilometer Trekking standen auf dem Programm. Nur mit Karte und Kompass mussten die Kontrollpunkte angesteuert werden. "Oberhalb der Baumgrenze war es recht angenehm, aber in den Tälern war alles verwachsen", erklärt Pschebizin die Schwierigkeiten bei der Navigation.

Weitere Probleme in den Urwäldern Feuerlands: Sümpfe und Biber. "Wir hatten vier Tage lang nasse Füße", sagt Pschebizin. Von kanadischen Siedlern eingeführte Biber bringen nicht nur das ökologische Gleichgewicht Feuerlands in Gefahr, sondern bremsten auch die Abenteuersportler aus. Nur entlang der Dämme habe man sich bewegen können. Die aufgestauten Seen seien zu tief zum Durchqueren gewesen, erzählt Pschebizin.

Doch trotz Erschöpfung und Übermüdung verlor das Team des Wittlichers, der als Triathlet für Tri-Post Trier startet, nie eine gute Platzierung aus den Augen. Wer schwächelte, wurde mit einer flexiblen Hundeleine von zwei Mannschaftskameraden an den Haken genommen. So erreichte Pschebizins Team nach einer Paddel etappe nach mehr als 600 Kilometern und rund 150 Stunden Renndauer zusammen mit der Schweizer Mannschaft als Dritte das Ziel, die südlichste Stadt der Welt: Porto Williams. "Das war das härteste Rennen, das ich je gemacht habe", sagt Pschebizin.

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