Nach dem Training: Waden wie ein Mann

Zwölf Wochen lang trainierten Senioren über 70 Jahre beim FSV Tarforst nach einem speziellen Programm der Deutschen Sporthochschule Köln. Nach dem Abschlusstest geht es nun an die Auswertung der Daten.

 Manfred Barthen (links) testet seine Handkraft, während die Leiter der Seniorensportstudie, Astrid Cremer (sitzend) und Frank Nieder (dahinter) ihn zusammen mit Benno Müller (Zweiter von rechts), Elfi und Hans Schwarz (Tarforst) beobachten. TV-Foto: Holger Teusch

Manfred Barthen (links) testet seine Handkraft, während die Leiter der Seniorensportstudie, Astrid Cremer (sitzend) und Frank Nieder (dahinter) ihn zusammen mit Benno Müller (Zweiter von rechts), Elfi und Hans Schwarz (Tarforst) beobachten. TV-Foto: Holger Teusch

Trier. (teu) Frank Nieder ist verblüfft: "Sie werden uns doch nicht erzählen wollen, dass sie alle Daten im Kopf haben", fragt der Projektleiter der Seniorensportstudio der Deutschen Sporthochschule in Köln (DSHS) lachend. "5,9 Sekunden - beim letzten Mal hatte ich 6,1 Sekunden", erinnerte sich die Probandin, als ihr das Resultat des Alltagstests mitgeteilt wird. Auf einem Stuhl sitzend musste sie auf Kommando aufstehen, eine Pylone so schnell wie möglich umrunden und sich wieder hinsetzen. Ein simpler Test, der aber viel über die Sturzgefahr aussagt.

Drei Monate lang absolvierte eine Gruppe von Senioren beim FSV Tarforst ein von der DSHS ausgearbeitetes Übungsprogramm. Vorher und nachher wurden bestimmte Parameter wie Hand- und Armkraft, die Beweglichkeit im Schultergelenk und Gleichgewicht getestet. "Wichtig ist die Veränderung. Wie war der Stand vorher und wie ist er nach dem Training", erklärt Sportwissenschaftlerin Astrid Cremer, die die Untersuchung zusammen mit Frank Nieder durchführt. "Es war schon ein anderes Training mit den Gewichten", sagt Rosi Denkel. "Ich habe gemerkt, dass die Arme fester geworden sind. Und die Waden! Ich habe gedacht, jetzt habe ich Waden wie ein Mann", erzählt die 72-Jährige über die Auswirkungen des Krafttrainings.

Wer das Übungsprogramm schon im fitten Zustand begann, bemerkte natürlich weniger. "Ich habe jetzt weder mehr noch weniger Kondition", sagt Günter Christmann. Doch der 72-Jährige ist auch von Mai bis September täglich im Schwimmbad und hat bereits 41 Mal das Deutsche Sportabzeichen abgelegt.

Christmann waren die Übungen, bei denen es auf exakte und - zur besseren Kraftentwicklung - langsame Bewegungsausführung ankam, nicht fordernd genug. Und trotzdem: "Nach den Übungen ist mir anschließend das Laufen schwergefallen", sagt er. Benno Müller vom Sportbund Rheinland, der die Seniorensportstudie in Auftrag gegeben hat, möchte neue Impulse in der Arbeit der Sportvereine mit Senioren setzten. Elfi Schwarz, die die Versuchsgruppe beim FSV Tarforst geleistet hat, würde auch gerne eine feste Gruppe anbieten. Dass das Training etwas bringt, das ist schon vor der Auswertung des umfangreichen Datenmaterials deutlich geworden. Das gilt nicht nur im Sport. Die Probandin, die Projektleiter Nieder mit ihrem phänomenalen Gedächtnis überraschte, trainiert dieses auch täglich, erklärt sie: "Mein Mann hat Alzheimer. Ich muss alles für ihn mit im Kopf haben."

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