Wenn Männer wie große Kinder sind

Sie haben ein Dokument unterschrieben, in der es um den möglichen eigenen Tod geht, kriechen durch Schlamm und tauchen durch eiskaltes Wasser - ein halbes Dutzend junger Männer aus der Region nimmt am Sonntag an der "Tough Guy Challenge" in England teil.

Perton. (teu) Zu einer glücklichen Kindheit gehört, sich beim Spielen auch schon mal von oben bis unten mit Dreck zu beschmieren. Der Tadel der Eltern folgt natürlich postwendend. Wer wird seine Kinder schon dafür loben, wenn sie in Pfützen springen oder im Matsch graben?

Ganz anders bei den Erwachsenen, die am Sonntag wieder schlammverschmiert in der Nähe der kleinen britischen Ortschaft Perton über die Felder laufen. Sie werden bewundert, denn sie wagen es, am "Tough Guy" (übersetzt "harter Kerl"), dem oft als härtesten Hindernislauf der Welt beschriebenen Rennen, teilzunehmen. Über etwa 15 Kilometer führt zunächst ein Crosslauf durch die hügelige Landschaft. Das wäre nichts Besonderes. Doch daran anschließend folgen die "Killing Fields", die "Felder des Todes". Wie ein überdimensionaler Abenteuerspielplatz für große Kinder mutet das 150 Hektar große Gelände an. Für die rund 6000 Teilnehmer gilt es, 21 Hindernisse zu überwinden. Sie müssen durch eiskaltes, dreckiges Wasser waten, schwimmen und sogar untertauschen. Einen halben Meter über den Boden gespannter Stacheldraht zwingt Frauen und Männer, durch Schlamm zu robben. Es gibt Elektrozäune und meterhohe Bretterzäune, über die geklettert werden muss. "Der Parcours entstammt einem früheren Übungsplatz der britischen Armee", erklärt Sebastian Boesen. Der 21-Jährige aus Trassem nimmt mit seinen Freunden Christian Irsch (Taben-Roth), Marco Disteldorf (Freudenburg), Johannes Hoen (Dillingen), Rolf Merziger, Claudio, Giuseppe und Marco Raffaele (alle aus Mettlach) am "Tough Guy" teil.

Der militärische Ursprung des Geländes erklärt vielleicht die martialisch anmutenden Namen der Hindernisse: Sie heißen "Somme Surprise", "Vietcong Tunnels" und "Death Plunge". Die Metaphern von Krieg und Tod schrecken nicht ab, sie locken seit 1986 immer mehr Menschen an. Abhalten kann kaum jemanden, dass jeder Teilnehmer einen "Death Warrant" unterzeichnen muss. Der Veranstalter wird von jeglicher Haftung, auch bei tödlichen Unfällen, freigestellt. Wer sich verletzt, tut dies "aufgrund eigener Unfähigkeit".

Boesen und seine Freunde sind eigentlich keine Läufer. Ihr Training dauerte sechs Wochen. "Simuliert haben wir die Kälte durch kaltes Duschen, kurze Laufkleidung und ein Bad in der Saar", erklärt er. Ähnlich bereiteten sich auch Jan Wohlleben aus Bullay und Christian Kien aus Wittlich vor. "Wir sind eineinhalb Stunden gelaufen und viermal in die Mosel gesprungen", erklärt Wohlleben.

Weshalb sie sich die Tortur antun? "Ich habe schon immer gerne Crossläufe gemacht", sagt Wohlleben. Der "Tough Guy" ist die Krönung. "Die Idee entstand spontan, nach einem Bericht im Fernsehen", erzählt Boesen. Vielleicht wollen die jungen Männer auch nur noch einmal wie Kinder im Schlamm wühlen.

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