Interview mit Giulia Friedemann Leiterin Stand-Up-Paddling-Schule: „Vor dem Kauf gilt: Informieren und testen“

Trier · Für wen eignet sich Stand-Up-Paddling? Welche Tipps und Tricks gibt es? Und welches Board ist das richtige für mich? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert Giulia Friedemann, Leiterin der Trierer trick17-SUP-Schule.

 Giulia Friedemann hat in Sachen Stand-Up-Paddling gleich mehrere Ausbildungen absolviert. Sie ist Instructor, Yoga-Instructor, Rückenfitness-Instructor und Tourguide.

Giulia Friedemann hat in Sachen Stand-Up-Paddling gleich mehrere Ausbildungen absolviert. Sie ist Instructor, Yoga-Instructor, Rückenfitness-Instructor und Tourguide.

Foto: privat

Stand-Up-Paddling (SUP) ist einer der Freizeitsport-Trends in diesem Sommer. Woran liegt’s?

Friedemann: Stand-Up-Paddling ist derzeit so beliebt, weil es eine völlig neue Art ist, sich auf dem Wasser fortzubewegen. Man treibt Sport in der Natur und sieht viele bekannte Gegebenheiten aus einer ganz anderen Perspektive. Gleichzeitig schult Stand-Up-Paddling das Gleichgewichtsgefühl, trainiert die Körperspannung, und man tut ganz grundsätzlich auf sehr gelenkschonende Art und Weise etwas für seine eigene Fitness.

Für wen eignet sich Stand-Up-Paddling? Und welche Voraussetzungen muss man mitbringen?

Friedemann: Fürs Stand-Up Paddling muss man nicht supersportlich oder superfit sein, der Sport hat eine geringe Herz-Kreislauf-Belastung. In unseren Kursen reicht die Altersspanne der Teilnehmer von etwa sechs Jahren bis über 80 Jahre. Man sollte allerdings ein sicherer Schwimmer sein.

Wo lerne ich am besten das Stand-Up-Paddling: Auf einem See, einem Fluss, im Meer?

Friedemann: Ein Badesee ist das ideale Einsteigerrevier, da es keine Strömung, großen Wellen oder Schiffsverkehr gibt. Aber auch auf der Mosel ist das Erlernen für Anfänger ohne große Probleme möglich, da der Fluss lediglich eine Fließgeschwindigkeit von drei bis fünf Stundenkilometern hat.

Wenn man als Einsteiger das erste Mal auf einem fließenden Gewässer paddelt, sollte man sich am besten einer Gruppe oder geführten Tour anschließen, da der Guide vor Ort im Zweifelsfall das Gewässer am besten kennt. Das offene Meer bietet selbst an ruhigen Tagen ganz andere Herausforderungen und ist für Einsteiger sicher nicht die erste Wahl.

Welche Gefahren/Herausforderungen sollte man nicht unterschätzen?

Friedemann: Die größte Gefahr beziehungsweise Unsicherheit beim Stand-Up-Paddling ist das Wetter. Hierbei wird vor allem der Wind oft unterschätzt. An windstarken Tagen ist nicht nur das Wasser spürbar unruhig, der aufrecht stehende Körper bietet auch eine Angriffsfläche, die oft unterschätzt wird. Das harmonische Fortbewegen kann schnell zu einer ungewollten Challenge werden – und für jeden Anfänger somit äußerst frustrierend. Darüber hinaus ist auf größeren Gewässern auch der Schiffsverkehr nicht zu unterschätzen, zum einen wegen des Wellenschlags, zum anderen aber auch wegen der entstehenden Sogwirkung.

Welche Tipps und Tricks haben Sie für Anfänger parat?

Friedemann: Als Anfänger sollte man zuerst im Knien üben und nicht sofort aufstehen. Dadurch wird der Körperschwerpunkt gesenkt, und das Board ist weniger kippanfällig.

Man sollte nicht bei zu starkem Wind beginnen und nicht mit Rückenwind lospaddeln, da der Rückweg sonst sehr beschwerlich werden kann.

Wichtig ist, das Paddel richtig herum zu halten. SUP-Paddles sind bewusst so entworfen, dass das Blatt zu einer Seite geneigt ist. Anfänger „neigen“ in diesem Sinne oft dazu, das Paddel falsch herum zu halten – was niemals den gewünschten Vortrieb gibt. Und man sollte nicht auf die eigenen Füße starren, sondern den Blick immer in Fahrtrichtung halten.

Welche Grundregeln gelten beim Stand-Up-Paddling?

Friedemann: Auf deutschen Wasserstraßen gelten die allgemeinen Schifffahrtsregeln natürlich auch für Stand-Up-Paddler – sobald man sich in einer Schifffahrtsrinne bewegt.

Zuletzt verging keine Woche, in der nicht ein Discounter oder Supermarkt SUP-Boards angeboten hat. Was ist von diesen Modellen zu halten?

Friedemann: Die meisten Modelle halten aus meiner Sicht leider nicht wirklich, was sie versprechen. Die günstigen SUPs tragen oft nicht wirklich das Gewicht des Fahrers. Die Folge:  Man steht mit den Füßen im Wasser, im schlimmsten Fall geht durch die Überbeanspruchung etwas kaputt.

Wie in jeder anderen Sportart auch hat Qualität (leider) ihren Preis. Unsere Verleihboards beispielsweise kosten im Einkauf zwischen 900 Euro und 1100 Euro.

Grundsätzlich: Was sollte man beim Kauf von SUP-Boards beachten? Und in welchem Preissegment bekommt man gute Qualität?

Friedemann: Einsteiger sollten beim Kauf vor allem auf die richtige Länge und das damit verbundene maximal zulässige Gesamtgewicht achten. Discounter-SUPs mit einer Angabe von zum Beispiel maximal 90 Kilo kann man aus meiner Sicht eher mit maximal 50 bis 60 Kilo belasten, ohne beim Paddeln ständig ein extrem wackliges Gefühl zu haben. Für ein gutes Allroundboard sollte man rund 800 Euro investieren, Tourenboards namhafter Hersteller starten bei rund 1300 Euro.

Darüber hinaus sollte man natürlich auch noch abschätzen, wofür man das Board eigentlich hauptsächlich nutzen möchte: Touren, Meer/Wellen, Allround, Race, Downwinder – die Auswahl ist mittlerweile riesig. Im Zweifelsfall gilt deshalb vor dem Kauf die Regel: Am besten an einer SUP-Station informieren und testen.

Die Fragen stellte Mirko Blahak.

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