Letzte Olympia-Ausfahrt für Schwimmer in Debrecen

Debrecen (dpa) · Beifallsstürme blieben bei Athleten und Trainern erst einmal aus, als der Deutsche Schwimmverband (DSV) bekanntgab, zur EM sein bestes Team schicken zu wollen. Einige hätten sich neun Wochen vor den Spielen wie andere Nationen lieber voll auf Olympia konzentriert.

 Helge Meeuw will sich in Ungarn noch für die Olympischen Spiele in London qualifizieren. Foto: Sebastian Kahnert

Helge Meeuw will sich in Ungarn noch für die Olympischen Spiele in London qualifizieren. Foto: Sebastian Kahnert

Weil aber bislang nur 14 Schwimmer im ersten Anlauf die Olympia-Normzeit schafften, hat DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow nun etwa ein Dutzend Anhänger mehr. So viele Athleten können von Montag an im ungarischen Debrecen die Norm nachholen - darunter auch bekannte Namen.

Helge Meeuw, der Vize-Weltmeister über 100 Meter Rücken von 2009, verpasste bei der deutschen Meisterschaft vergangene Woche in Berlin die Olympia-Norm. Nun ist der Familienvater nach längerem Trainingsausfall „dankbar dafür, dass ich bei der EM einen zweiten Anlauf nehmen kann“. Auch Freistilsprinter Marco Di Carli, der in Berlin mit verdorbenem Magen unter seinen Möglichkeiten blieb, will nun Debrecen „rocken“, Silke Lippok letzte Zweifel an ihrer Olympia-Qualifikation beseitigen.

Oft zu hart, selten zu weich - immer wieder gab es Streit über die Normzeiten für Olympia und WM. Nun hat der DSV einen anderen Weg beschritten. Nach der Trennung von Bundestrainer Dirk Lange bekamen die Heimtrainer mehr Verantwortung, der Qualifikationszeitraum wurde auf den von vielen Trainern für die Formfindung favorisierten Abstand von neun Wochen vor Olympia gelegt. Vor allem wurden die Normen etwas entschärft, damit nicht mehr wie zuletzt so oft in der Qualifikation, sondern beim Großereignis die Top-Leistung gebracht wird.

Das war weniger ein Problem von Stars wie Paul Biedermann und Britta Steffen, sondern der Masse dahinter. Biedermann freut sich auf jede internationale Meisterschaft, der erklärte Wettkampftyp braucht das Duell Mann gegen Mann für seine beste Leistung. Vor vier Jahren ging mit dem ersten EM-Titel in Eindhoven sein Stern auf. Ehrgeizig, wie er ist, will Biedermann weitere Siege und bessere Zeiten: „Eine EM ist immer ein Highlight, da will ich Erfolge.“

Auch wenn der Weltjahresbeste Yannick Agnel als europäischer Hauptkonkurrent über die 200 Meter Freistil fehlt, will Biedermann über weitere Wettkämpfe seiner Olympia-Form näher kommen. Über die 400 Meter Freistil zum EM-Beginn am Montag soll der 2010 an Agnel verlorene EM-Titel zurückgeholt werden.

Etwas anders stellt sich die Situation bei seiner Freundin Britta Steffen dar. „Unser Ziel ist Olympia, für die EM wird das Training nicht zurückgeschraubt“, sagt Heimtrainer Norbert Warnatzsch. Und Steffen will „sehen, was geht“. Dank starker Zeiten dürfte nur die Schwedin Sarah Sjöström eine echte Konkurrenz sein - wenn sie über 100 Meter Freistil startet.

Drei Tage vor EM-Beginn mussten Benjamin Starke und Hendrik Feldwehr passen. Damit schickt der DSV 33 statt 35 Schwimmer nach Debrecen. Starke plagt erneut seine Schulter-Entzündung, nach einer MRT-Untersuchung verordneten die Ärzte dem Berliner etwa zehn Tage Pause. Feldwehrs Muskelbündelriss ist noch nicht vollständig ausgeheilt; ein Start wäre zu riskant.

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