Manipulation in Nordkorea: Ist Hong 21, 25 oder 26?

Lausanne (dpa) · Wie alt ist Turnerin Hong Su-Jung? 21, 25 oder gar 26? Der Welt-Turnverband FIG geht jetzt offensiv gegen einen offensichtlichen Fall von erneuter Altersmanipulation in Nordkorea vor.

Gegen den Turnverband des Landes und seine Turnerin Hong Su-Jung wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet, weil die Athletin seit den Olympischen Spielen 2004 mit drei verschiedenen Altersangaben gemeldet wurde.

Bei den Spielen in Athen war sie von ihrem Verband mit dem Geburtsdatum 9. März 1985, bei den Weltmeisterschaften 2007 in Stuttgart mit dem 9. März 1986 und für die bevorstehende WM in Rotterdam mit dem Geburtsdatum 9. März 1989 gemeldet worden. Publik wurde der Fall durch die Prüfung der Meldelisten für Rotterdam, wo die Titelkämpfe vom 16. bis 24. Oktober stattfinden.

Die Disziplinarkommission der FIG wird den Turnverband und die Turnerin nach deren schriftlicher Erklärung zu einer Anhörung einladen. Endgültig Verwirrung in den Fall könnte nun bringen, dass für Hong Un-Jong, Sprung-Olympiasiegerin von Peking vor der Deutschen Oksana Chusovitina und Schwester der Turnerin, gleichfalls das Geburtsdatum 9. März 1989 bekannt ist.

Seit 1997 müssen Turnerinnen mindestens 16 Jahre alt sein, um bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen zu starten. Wäre ihr jetzt angegebenes Alter korrekt, hätte Hong Su-Jung in Athen nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen.

Nordkorea ist bekannt für unkorrekte Altersangaben. 1993 war die komplette Riege von der WM ausgeschlossen worden, weil Kim Kwang-Suk, die Stufenbarren-Weltmeisterin von Indianapolis 1991, in den Jahren zwischen 1989 und 1991 jeweils mit 15 Jahren - dem damaligen Mindestalter für WM-Starts - gemeldet worden war.

Erst vor sieben Monaten hatte die FIG-Disziplinarkommission dem chinesischen Frauen-Team Olympia-Bronze von 2000 aberkannt, weil Dong Fangxiao in Sydney ihr Alter falsch angegeben hatte und tatsächlich erst 14 war. Seit den 80er Jahren sind Altersfälschungen ein Problem im Turnen. Die Anhebung des Mindestalters auf zunächst 15 und später 16 Jahre hat dies jedoch nicht aus der Welt schaffen können.

Hochgekocht war die Situation vor allem 2008 bei den Spielen in Peking, als gleich drei chinesische Olympiasiegerinnen nach entsprechenden Berichten und Internet-Einträgen verschiedene Altersangaben aufwiesen. Damals sah die FIG die Begründungen als nicht hinreichend an und ließ dem Gastgeber das Olympia-Gold.

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