Meeuw stark zurück: Als Papa ins Olympia-Finale?

Berlin (dpa) · Babypause, Uniprüfungen - nach seinem „Sabbatjahr“ hat sich Rückenschwimmer Helge Meeuw eindrucksvoll zurückgemeldet.

Ausgepowert stand der 26-Jährige vorne übergebeugt am Beckenrand und antwortete noch völlig außer Atem den Fragen des Hallensprechers in Berlin. Aber auch zufrieden, denn in 53,76 Sekunden über 100 Meter Rücken hatte er die WM-Norm beim ersten wichtigen Einzel-Rennen auf der Langbahn seit fast zwei Jahren auf Anhieb um 32/100 unterboten.

„Ich freue mich, dass ich das umsetzen konnte, wie ich das wollte. Ich bin wieder da und mach' wieder mit“, sagte der 26-Jährige nach seinem „Freischuss“, wie er die Attacke im Vorlauf nannte. Dabei hatte er sich eigentlich den ganzen Tag „müde“ gefühlt. Aber als es um die WM-Norm ging, war der Vize-Weltmeister hellwach wie auch am Donnerstag, als er über 50 Meter Rücken in 25,48 Sekunden trotz verpasster Norm wieder Vorlaufbester war.

Auf dem Weg zurück ins Wettkampfbecken musste und muss Meeuw Uni- und Familienleben mit dem Leistungsschwimmen unter einen Hut bringen. „Es ist anstrengend, es ist viel, aber jetzt habe ich die Uni auf die Hälfte reduziert“, sagte der Frankfurter, der zwischenzeitlich mehr Zeit in der Bibliothek als im Schwimmbad verbrachte. „Das Familienleben ist schön und gibt auch Kraft.“ Ende 2010 hatten er und seine Lebensgefährtin, Ex-Weltmeisterin Antje Buschschulte, sich über die Geburt von Nike Carlotta gefreut.

Antrieb für die Fortsetzung der Karriere, die nach den enttäuschenden Sommerspielen in Peking für ihn wegen der Ausbildung „nicht so klar“ war, ist aber nicht die WM in gut sechs Wochen. Sondern Olympia im kommenden Jahr in London. „Es wurmt mich, dass ich schon zweimal dabei war und noch nie im Finale stand“, sagte der Sportler, dessen Bein ein Tattoo mit den olympischen Ringen ziert.

Um das Ticket für die WM im Shanghai vom 16. bis 31. Juli sicher zu buchen, braucht Meeuw nun noch Rang eins oder zwei im Finale am Wochenende. Aber daran zweifelt niemand beim Lagenstaffel-Olympiazweiten von 2004, der im Vorlauf auch den Bundestrainer überzeugte. „Er hat die erste Chance genutzt, so wie man es sich vorstellt“, sagte Dirk Lange. „Wer die Norm schwimmt, gehört zur erweiterten Weltspitze.“

Derzeit steht Weltranglisten-Platz sechs für den Medizinstudenten zu Buche; 1,32 Sekunden hinter dem klar führenden Camille Lacourt. Der Franzose hatte bei der EM 2010 den ersten Europarekord in der Post-Anzug-Ära über 100 Meter Rücken aufgestellt und mit dem plötzlichen Vorstoß in die Weltspitze für einige Verwunderung gesorgt. Auch bei Meeuw. „Das Talent hätte sich vorher gezeigt“, ließ der meinungsstarke Sportler seine Zweifel anklingen.

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