Mensing schwimmt zu 250. deutsches EM-Gold

Debrecen (dpa) · Jenny Mensing hat die Erfolgswelle der deutschen Schwimmer mit einem Jubiläumssieg fortgesetzt. Über 100 Meter Rücken holte die Wiesbadenerin die insgesamt 250. deutsche Goldmedaille bei Europameisterschaften seit 1926.

„Das ist das Größte, was ich bisher erreicht habe“, sagte die Wiesbadenerin nach ihrem etwas überraschenden Sieg bei der EM in Debrecen. Marco Koch aus Darmstadt sicherte sich mit Silber das erste deutsche EM-Edelmetall über 200 Meter Brust nach 35 Jahren. Die Freistilstaffel der Frauen über 4 x 200 Meter musste sich mit Rang vier begnügen.

Im Medaillenspiegel gab Deutschland zur Halbzeit der 40 EM-Rennen mit fünfmal Gold und zehn Medaillen insgesamt die Führung an den lautstark gefeierten Gastgeber Ungarn ab. Dieser sicherte sich allein am Donnerstag vier Siege.

Mensing bejubelte ihren größten internationalen Erfolg. Voller Selbstvertrauen nach Silber über die doppelte Rücken-Distanz ging sie das Rennen an, zeigte im Ziel nach 1:00,08 Minuten die geballte Faust und genoss die Rufe des deutschen Teams. „Die letzten 10, 15 Meter dachte ich mir: wo ist die Wand, wo ist die Wand“, erklärte sie ihre Gefühlslage während des Rennens. Ihre Belohnung: „Schlafen gehen“. Bei der Siegerehrung musste sie mehrmals tief durchatmen.

Der Darmstädter Koch musste sich in 2:09,26 Minuten nur Weltmeister und Titelverteidiger Daniel Gyurta geschlagen geben. Der Ungar benötigte 2:08,60 Minuten. „Ich bin ganz schön kaputt, die Freude kommt später“, sagte Koch nach der viertschnellsten Zeit des Jahres weltweit. „Wer 2:09 Minuten in diesem Becken gegen diese Konkurrenz schwimmt, hat auch in London gute Chancen“, sagte Ex-Bundestrainer Dirk Lange, der Koch aus der Ferne betreute. „Ich fahre ja nicht zum Spaß dahin“, pflichete ihm Koch bei. Der WM-Dritte Christian vom Lehn verpasste als Vierter in 2:10,61 eine Medaille.

Die Freistil-Staffel verfehlte die Medaille. Zwei aus dem Quartett, Theresa Michalak und Alexandra Wenk, hatten da auch schon das Finale über die Lagen-Strecke in den Knochen stecken. Gemeinsam mit ihnen waren Silke Lippok und Daniela Schreiber in 8:00,55 Minuten auf Rang fünf geschommen. Sieger wurde Italien in 7:52,90.

Als Vierte über 200 Meter Lagen schaffte Michalak zuvor die Olympia-Norm. „Ich kann es gar nicht beschreiben, ich habe überall Gänsehaut, nur weil ich mich so freue“, sagte die 20-Jährige über den „schönsten, bedeutendsten vierten Platz“. In 2:12,26 Minuten blieb Michalak 13 Hundertstelsekunden unter der Richtzeit. Beim Sieg der ungarischen Titelverteidigerin Katinko Hosszu wurde Wenk Siebte.

Drei Finals liefen ohne deutsche Beteiligung ab: Ungarns Lokalmatadorin Boglarka Kapas siegte in 8:26,49 Minuten über 800 Meter Freistil, ihr Teamkollege Laszlo Cseh dominierte über 200 Meter Schmetterling in 1:54,95. Die 50 Meter Rücken gewann Jonatan Kopelev in 24,73 Sekunden das erste Gold für Israel überhaupt bei einer EM.

Ins Finale über 100 Meter Freistil zog Marco Di Carli ein. In 48,96 Sekunden blieb der Frankfurter Polizeikommissar als Dritter der beiden Halbfinal-Läufe erneut über der Olympia-Norm von 48,49, verzog aber nach dem Anschlag unzufrieden das Gesicht. „Kräfte sammeln, ausruhen und morgen nochmal angreifen“, lautete sein Fazit.

Steffen Deibler scheiterte in 49,54 Sekunden ebenso wie Sina Sutter über 100 Meter Schmetterling. Die Essenerin verfehlte in 59,52 die Olympia-Norm und könnte nur in der Lagen-Staffel in London starten. Einen Tag nach ihrem EM-Titel über 100 Meter qualifizierte sich Sarah Poewe über 200 Meter Brust als Fünfte für das Finale, für Caroline Ruhnau war im Halbfinale Endstation.

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