Moculescu vor 12. Titel: Keine Hampelmanntruppe

Berlin (dpa) · Der Mann steht kurz vor seinem 23. Meistertitel seiner Trainer-Karriere, dazu kommen 18 Pokalsiege und der Champions-League-Triumph 2007.

Doch von Müdigkeit war bei Stelian Moculescu auch nach dem kraft- und nervenaufreibenden zweiten Finalspiel seines VfB Friedrichshafen beim SCC Berlin keine Spur. „Ich bin total erholt. Es macht mir einfach Spaß, mit den jungen Leuten zu arbeiten“, sagte der VfB-Coach, der am 6. Mai seinen 61. Geburtstag feiert.

Einen Tag später will seine Mannschaft im dritten Playoff-Endspiel den zwölften Meistertitel für Friedrichshafen perfekt machen; ein Sieg fehlt noch. Alle bisherigen elf hatte Moculescu als Trainer wesentlich mitgeprägt. „Ein bisschen was habe ich schon gewonnen“, erklärte der in Rumänien geborene Coach amüsiert. Auch in Berlin zeigte sich die ganze Abgeklärtheit des deutschen Serienmeisters. 7111 Zuschauer trieben Kontrahent SCC nach einem 0:2-Satzrückstand zu einem 2:2. Dann aber schlug der VfB wieder eiskalt zu.

„Das war eine Werbung für unseren Sport“, sagte Moculescu, der lange Jahre als Bundestrainer auch die deutsche Nationalmannschaft betreut hatte, zu der imposanten Volleyball-Kulisse in der Berliner Schmeling-Halle. Und der „Professor“, wie er genannt wird, sah den Fan-Zuspruch durchaus auch als Würdigung der eigenen Arbeit. „Wenn wir eine Hampelmanntruppe wären, würden sie nicht kommen“, bemerkte Moculescu mit einem Lächeln, wehrte aber alle vorfristigen Gratulationen energisch ab: „Noch sind wir nicht Meister.“

Ein kleines gemeinsames Abendessen in Berlin-Mitte gestattete Moculescu seinem Team, am Donnerstag stand nach dem Flug nach Friedrichshafen schon wieder ein Training auf dem Programm. Der SCC hat bei den bisherigen knappen 1:3- und 2:3-Niederlagen gezeigt, dass er in Sachen Volleyball durchaus auf Augenhöhe ist. „Die Psyche hat den Ausschlag gegeben“, gab Berlins Manager Kaweh Niroomand zu. „Wir haben Charakter gezeigt“, sagte SCC-Trainer Mark Lebedew, an diesem Freitag ebenfalls Geburtstagskind (44). „Letztendlich aber zählen Sätze nicht, sondern nur, wer gewonnen und wer verloren hat.“

Und in dieser Beziehung leistet der begeisterte Großpapa und ehrgeiziger Golfer Moculescu noch immer erstklassige Arbeit beim VfB. „Ich überlege, noch zehn Jahre Trainer zu sein. Wenn sie mich nicht rausschmeißen“, scherzte der Meistermacher. Im Sommer wird er sich wieder verstärkt seiner Familie und der rumänischen Auswahl widmen, die er seit zwei Jahren nebenbei coacht. Die Arbeit mit dem deutschen Team hatte Mosulescu zuletzt als Stress empfunden, das Herz machte Probleme. Doch das ist Vergangenheit, den nächsten Titel kann er wieder als erholter Mann genießen.

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