Rallye-WM: Zufriedene Veranstalter, verärgerte Anwohner

Trier · Vier Tage war die Rallye-WM in der Region Trier zu Gast, über 200 000 Zuschauer verfolgten die 19 Wertungsprüfungen bei Traumwetter, die Organisation lief perfekt - aber von Anwohnern gab es Klagen. Der TV zieht die Bilanz des WM-Laufs.

Das sagt der Veranstalter: "Wir sind absolut zufrieden mit dem Ablauf. Wir haben in Sachen Organisation unser hohes Niveau von 2008 gehalten und viel Lob erhalten. Mit der geschätzten Gesamt-Zuschauerzahl von 218 000 sind wir sehr zufrieden, auch wenn es 2008 etwas mehr waren", sagte Rallyeleiter Armin Kohl aus Wittlich, der auch die gute Zusammenarbeit mit der Polizei hervorhebt: "Wir saßen Tür an Tür im Hauptquartier, deswegen konnten wir immer schnell reagieren. Auch von der Polizei wurden keine Probleme gemeldet, außer einem längeren Stau bei Nonnweiler am Samstagmorgen." Wichtig: Außer dem Brandunfall in Baumholder wurden keine Fahrer oder Zuschauer verletzt, das Sicherheitskonzept ging ebenfalls auf.

Das sagen die Fans: Stellvertretend für viele Rallye-Fans aus ganz Europa, die vom TV befragt wurden, hier die Aussage der finnischen Fans Aila, Timo, Häkki und Jutta Pasanen, die aus Jarvenpaa an die Mosel kamen: "Die Rallye ist sensationell, die Organisation und die Zuschauerlenkung perfekt - und das Ganze in einer herrlichen Region. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen." Ähnlich brachte es Slawo aus der Slowakei auf den Punkt: "Wenn Deutsche etwas in die Hand nehmen, ist es perfekt. Man kommt sehr nahe an die Fahrer ran, die Strecke ist sehr interessant, man sieht sehr viel von der Region. Die Weinbergsprüfungen sind das Schönste."

Das sagen die Anwohner: In Leserbriefen, aber auch zahlreichen Kommentaren auf volksfreund.de äußern sich viele Anwohner sehr kritisch. Sie monieren die Umweltbelastungen durch Abgase und Lärm, die Tatsache, dass Rallye-Fahrzeuge den Verkehr in der Innenstadt Triers lahm legen oder dass Motorsport generell in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß ist. An der Mosel gab es die Kritik von Winzern, dass die Fans ihrer Weinberge zertrampelt hätten.

Der heimliche Sieger: Der Servicepark im Trierer Messepark war der Anlaufpunkt der Rallye-Fans. Tausende Zuschauer strömten nachmittags und abends zu den Fahrern und Teams. Der riesige Vorteil ist die Zuschauernähe: Man kann den Mechanikern bei der Arbeit zusehen, die Fahrer aus der Nähe sehen, Autogramme sammeln. Ein Manko, an dem die Veranstalter arbeiten müssen, ist die Park- und Verkehrssituation rund um den Messepark - das war teilweise sehr chaotisch.

Der Streitfall: Für die Zuschauer ist der Circus Maximus ein gigantisches Spektakel, für viele Anwohner ein Dorn im Auge. Sportlichen Nährwert besitzt der Innenstadt-Rundkurs als Abschluss kaum noch. "Das ist mehr Gaudi als ein Kampf um die beste Zeit. Aber so kann man als Fahrer nochmal die tolle Atmosphäre aufsaugen", sagt Pilot Hermann Gassner Junior. Würde der Circus Maximus live im Fernsehen übertragen, wäre er eine echte Werbung für Trier. Geschieht dies künftig nicht, muss man sich fragen, ob der riesige logistische Aufwand mit Auf- und Abbau sowie Straßen-Sperrungen lohnt.

Die Zukunft: Auch 2011 und 2012 wird die Rallye-WM zu Gast in der Region sein. Laut Rallyeleiter Armin Kohl wird das Grundkonzept mit Prüfungen in den Weinbergen, auf der Panzerplatte und dem Circus Maximus beibehalten, möglicherweise wird es aber Änderungen bei den einzelnen Wertungsprüfungen (zum Beispiel im Saarland) geben. Gravierende Neuerungen gibt es hingegen in der Rallye-WM: Ab 2011 wird der Hubraum auf zwei Liter begrenzt, werden spritsparende Motoren eingesetzt. Neben Citroën und Ford, die mit komplett neuen Fahrzeugen an den Start gehen werden, wird Mini als Werksteam in die Rallye-WM einsteigen, vielleicht kommt noch ein weiterer Hersteller in der WM hinzu. Björn Pazen

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