Nguyen wird Weltcup-Zweiter - Boy stürzt

Stuttgart (dpa) · Philipp Boy verließ hinkend die Halle, Marcel Nguyen ließ sich vom Stuttgarter Publikum feiern: Der WM-Achte aus Unterhaching hat beim Turn-Weltcup in Stuttgart dem Vizeweltmeister aus der Lausitz die Schau gestohlen und sich mit Platz zwei 9600 Euro Prämie gesichert.

„Es war kein perfekter Wettkampf, aber der zweite Platz ist ein Super-Ergebnis“, meinte Nguyen erfreut. Der Sportsoldat kam mit einem starken Mehrkampf auf 88,332 Punkte und begeisterte die 4000 Zuschauer. Dagegen patzte Boy schon am Pauschenpferd und am Sprung. Dann stürzte er auch noch spektakulär vom Reck. So reichte es für den Cottbuser nur zum achten Platz. „Das lief heute nicht gut. Am Reck habe den Griff verloren. Da lag ich plötzlich unten“, erklärte Boy. Einige Sekunden blieb er nach seinem Absturz reglos liegen, den Fans stockte der Atem. Doch dann konnte er aufstehen und hinkte aus der Halle. „Ich bin froh, dass nichts mit der Wirbelsäule ist, denn ich habe zunächst Probleme beim Atmen gespürt“, bekannte Boy. „Ich hoffe, in ein paar Tagen ist alles vorbei. Ich will gern zum Finale nach Tokio fliegen.“

Der Lausitzer verpasste so die Chance, die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen, die nach Streichung der Jackpots allerdings nur ideellen Wert hat. Der Sieg ging an den 18-jährigen Japaner Shogu Nonomura, der sich keinen Fehler leistete und auf 88,431 Punkte und damit die Winzigkeit von 0,099 Zähler mehr als Nguyen kam. In der Gesamtwertung führt vor dem Finale der Ukrainer Mykola Kuksenkow (115 Punkte), Boy (85) fiel auf Platz drei zurück.

Fabian Hambüchen war nicht für den Mehrkampf qualifiziert und hatte daher einen Start beim TV-Turmspringen mit Stefan Raab einer Teilnahme am Team-Wettbewerb von Stuttgart vorgezogen. Als doppelter Sieger glänzte der Wetzlarer beim Show-Event in München und besserte seine Weihnachtskasse etwas auf.

„Es ist ja kein Geheimnis, dass ich bisher immer verkackt habe, wenn es richtig um Kohle ging. Irgendwie ist es wohl nicht mein Ding, wenn es um Geld geht“, meinte Boy enttäuscht. Schon nach dem Sturz vom „Zitterpferd“ waren seine Hoffnungen auf die 12 000 Euro Sieger-Preisgeld rapide geschwunden.

Bei den Frauen war das Feld weit weniger stark besetzt. Da bei Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz eine alte Fußverletzung aufgebrochen war, kam die Stuttgarterin Kim Bui unverhofft zum Einsatz und nutzte als Joker die Gunst der Stunde. Als Zweite erzielte sie die bislang beste internationale Mehrkampf-Platzierung ihrer Karriere.

Mit 54,732 Punkten musste sie nur der überragenden WM-Fünften Huang Qiushuang aus China (58,032) den Vortritt lassen, die damit die Führung im Klassement übernahm. „Ich war so glücklich, hier antreten zu können und habe das genossen. Aber ein Weihnachtsgeld ist schön“, meinte Bui. Als Belohnung erhielt sie eine Einladung zum Finale.

Während die 22-Jährige vor allem am Barren überzeugte, verpatzte die WM-Zehnte Nadine Jarosch den Abgang vom Schwebebalken. Sie musste mit Platz sieben zufrieden sein. Die Qualität des Starterfeldes ließ viele Wünsche offen. Von den Top Acht der WM in Tokio waren in Qiushuang (WM-Fünfte) und der Australierin Lauren Mitchell (WM-Achte) lediglich zwei Turnerinnen am Start.

Im neu geschaffenen Team-Wettkampf kam die deutsche Frauen-Riege am Sonntag hinter Russland und Australien auf Platz drei. Den gleichen Rang hatten auch die Männer ohne ihre drei Stars belegt Eugen Spiridonov, Thomas Taranu, Andreas Toba und Sebastian Krimmer mussten sich den schwieriger turnenden Russen und Briten beugen.

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