NÜRBURGRING Corona bremst auch die Rallyecross-Elite

NÜRBURGRING · Für Dezember geplante Finalläufe abgesagt – Zweiter Anlauf 2021 – Tickets bleiben gültig oder Fans erhalten Geld zurück.

 In der Müllenbachschleife wurde eigens ein Stadion mit Tribünen für bis zu 30 000 Zuschauern für die nun aufs nächste Jahr verlegte Fia Rallyecross-WM gebaut. Der amtierende Deutsche Meister Jens Barkhoff fuhr beim Media Launch im März schon einmal ein paar Demo-Runden auf der Strecke.

In der Müllenbachschleife wurde eigens ein Stadion mit Tribünen für bis zu 30 000 Zuschauern für die nun aufs nächste Jahr verlegte Fia Rallyecross-WM gebaut. Der amtierende Deutsche Meister Jens Barkhoff fuhr beim Media Launch im März schon einmal ein paar Demo-Runden auf der Strecke.

Foto: Jürgen C. Braun

Es war angesichts der derzeitigen Infektionslage zu befürchten gewesen. Bis zuletzt hatten der Veranstalter, der Gastgeber, die Teilnehmer und auch Tausende von Motorsport-Fans jedoch darauf gehofft, dass es nicht so weit kommen möge. Seit gestern aber steht fest: Corona hat auch das letzte Highlight auf dem Nürburgring in diesem Jahr unmöglich gemacht: Das Finale der Rallyecross-Weltmeisterschaft, eine ebenso rasante wie brisante Spezies von Rallyefahrzeugen von über 600 PS auf einer Schotterpiste in einem 30 000 Zuschauer fassenden Stadion in der Müllenbachschleife am 12./13. Dezember 2020 wird nicht stattfinden. Die Saison am Ring ist damit endgültig beendet.

Die Entscheidung, teilte die Pressestelle des Nürburgrings gestern Nachmittag mit, hätten „der Nürburgring und der Promoter der FIA Weltmeisterschaft, IMG, auf Basis der aktuellen Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz getroffen“. Das zuschauerträchtige Event, das in diesem Jahr zum ersten Mal in der Eifel aufschlagen sollte, war zunächst für den August vorgesehen, war dann aber wegen der weltweiten Pandemie bis in die Mitte des Dezembers verschoben worden. Verbunden mit der Hoffnung, dass sich das Virus und seine Auswirkungen bis dahin so weit verzogen hätten, dass dem grandiosen Spektakel nichts mehr im Wege gestanden hätte. Und wohl auch, dass bei den zu erwartenden Oberflächen-Bedingungen im kalten Eifelwinter besonders riskante und tollkühne Fahrmanöver ergeben hätten.

In den vergangenen Wochen war es still um das Event gewesen. Nachfragen unserer Zeitung ließen eigentlich weder auf eine Absage noch auf eine Durchführung schließen. Wie fast immer in diesem Jahr hieß es: „Wir werden zu gegebener Zeit auf Grundlage der geltenden gesetzlichen Vorgaben entscheiden.“ Am Ring hatte man Anfang März, als noch niemand die Tragweite des späteren Pandemie-Geschehens hatte erkennen können, voller Stolz das neue Stadion in der Müllenbachschleife Medienvertretern präsentiert und klopfte sich an die Brust wegen des geglückten Schachzugs, ein medien- und zuschauerträchtiges Spektakel in die Eifel gelockt zu haben.

Mit jeder Veranstaltung, die auf dem Ring ausfiel, mit jedem Zuschauer, der nicht an die Nordschleife durfte, wurde, je später es im Kalender wurde, auch das Rallyecross-Event in Frage gestellt.

Für den Oktober hatten der Nürburgring und die Manager der Formel-1-Organisation am Verhandlungstisch innerhalb kürzester Frist nicht nur einen Deal geschlossen, sondern auch noch ein Hygiene- und Zuschauerkonzept umgesetzt, das innerhalb weniger Wochen mit Bravour aus dem Boden gestampft worden war. Doch als die Herren Hamilton, Vettel und Co. abgezogen waren, die Infektionszahlen explodierten, und das Robert Koch-Institut immer meinungsbildender wurde, drohte – dem gesunden Menschenverstand folgend – dem abschließenden Highlight im Dezember Ungemach.

Umso größer ist nach vielen, meist erfolgreichen, Gewaltmärschen durch die Institutionen in diesem Jahr demzufolge auch die Enttäuschung, Verbitterung gibt’s aber nicht unter der Nürburg. „Wir alle hatten uns sehr auf diese Premiere an unserer Rennstrecke gefreut“, wird Nürburgring-Geschäftsführer Mirko Markfort zitiert. Die Rallyecross-WM sei ein „kurzweiliges und actionreiches Format, welches unser Portfolio weiter bereichert“, hätte. Mit dieser Meinung steht der umtriebige Manager mit Sicherheit nicht alleine da.

Wie immer in solchen Fällen, wenn wieder einmal ein Act dem Virus zum Opfer gefallen war, wird auch dieses Mal – zwangsläufig –  hinzugefügt, dass diese Entscheidung „im Sinne aller Beteiligten und deren Gesundheit unabdingbar“ gewesen sei. Die Situation sei nun durch die stark angestiegenen Zahlen eine andere als bei vielen Fällen im Lauf dieses Jahres, in dem er und sein Team unter Beweis gestellt hätten, „dass Veranstaltungen mit Zuschauern auch im Rahmen des Infektionsschutzes funktionieren“ können.

Was bedeutet dieser nächste Nackenschlag jetzt für die Fans, die ansonsten wohl zahlreich in die Eifel gefahren wären? Vor allem für jene, die bereits im Besitz von Tickets waren: Erstens: Die Tickets behalten ihre Gültigkeit für 2021. Denn die Rallyecross-WM in diesem  neuen Stadion ist nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Wer möchte, bekommt aber auch sein Geld zurück. Der Termin für den zweiten Anlauf im nächsten Jahr soll in Abstimmung mit dem Veranstaltungskalender der Rallyecross-WM abgestimmt und dann so bald wie möglich verkündet werden. Markfort ist hoffnungsvoll: „Die Erfahrungen mit unseren kontaktlosen Konzepten waren dieses Jahr durchweg positiv, und wir sind zuversichtlich, dass davon die Besucher, die Rennserie und wir als Veranstaltungsort nächstes Jahr profitieren.“ Im Moment überwiege zwar der Frust. Aber, so der Geschäftsführer der Eifel-Rennstrecke, „die Vorfreude auf Rallyecross bliebt. Es ist nicht vorüber.“

Für dieses Jahr jedoch fällt endgültig der Vorhang am Ring.

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