Oldie-Damen auf Olympia-Kurs: Traum von Medaillen

Berlin (dpa) · Birgit Fischer bastelt mit fast 50 Jahren an ihrem dritten Comeback, Oksana Chusovitina und Anna Dogonadze peilen in London Olympia-Rekorde an: Die deutschen „Powerfrauen“ sind anscheinend auch im hohen Sportler-Alter unverwüstlich.

Während auch Kugelstoßerin Nadine Kleinert mit fast 37 Jahren in der britischen Hauptstadt noch einmal Olympia-Gefühle genießen will, muss Claudia Pechstein noch zwei Jahre auf ihre sechste Olympia-Teilnahme warten. Während der Winterspiele in Sotschi 2014 wird sie 42 - doch das Alter hält die Berlinerin keineswegs von Höhenflügen auf dem Eis ab.

In Zeiten, in denen Biathlon-Star Magdalena Neuner mit 24 Jahren ihren Rücktritt ankündigt, stellt sich die Frage, warum gerade Frauen aus dem Osten in hohem Sportleralter noch immer zu Topleistungen fähig sind. Wissenschaftliche Hypothesen dazu gibt es nicht. Fakt ist aber, dass alle die ersten Schritte ihres Sportlerlebens noch in strengen Sichtungs- und Fördersystemen unternahmen und Grundlagen späterer Erfolge legten. Ob möglicherweise mangelnde Alternativen im Berufsleben die Entscheidungen über die Karriere-Verlängerung beeinflussten, bleibt Spekulation.

Sollte Birgit Fischer im Frühjahr tatsächlich noch einmal in die Phalanx der besten deutschen Kanutinnen eindringen können, wäre das in der Sport-Geschichte einmalig. Bereits 1989 und 2003 hatte sie ihre Erfolgskarriere beendet, um mit famosen Siegen zurückzukehren. Der achte Olympiasieg der Ausnahme-Kanutin in Athen liegt über sieben Jahre zurück. „Seit zwei Jahren habe ich das Gefühl, dass ich noch nicht am Ende bin. Ich will einfach wissen, was ich noch kann“, kündigte die erfolgreichste Olympionikin Deutschlands in der „Berliner Morgenpost“ an. In London könnte die „Grande Dame“ aus dem brandenburgischen Bollmannsruh ihre siebten Spiele erleben.

Geradezu ein „Youngster“ ist im Vergleich zu Fischer die 36-jährige Oksana Chusovitina, die an der Themse als erste Turnerin der Welt ihre sechsten Spiele erleben könnte. „Ich fühle mich wie 18“, sagt die gebürtige Usbekin, die schon 1991 Weltmeisterin war. In der letzten Zeit quälten die Sprung-Spezialistin drei Operationen, doch bei der WM in Tokio sprang die Wahlkölnerin trotz einer Verletzung des Bauchmuskels zu ihrer 18. internationalen Medaille. „Sie hat offenbar ungewöhnlich langsam alternde Knochen. Oksana ist ein Phänomen“, bekannte Cheftrainerin Ulla Koch.

Den Begriff „Turn-Oma“ mag Anna Dogonadze überhaupt nicht. Obwohl sie im November mit 38 Jahren zu den ältesten Teilnehmerinnen der Trampolin-Weltmeisterschaften in Birmingham gehörte, hielt dies die in Georgien geborene Athen-Olympiasiegerin nicht davon ab, zum vierten Mal in Serie das einzige Olympia-Ticket für das deutsche Frauen-Team zu holen. Mit dem WM-Titel im Synchronspringen überraschte sie selbst die Experten.

Vierte Powerfrau jenseits der 35 könnte im deutschen Olympia-Team Nadine Kleinert sein. „Das Alter spielt keine Rolle. Ich glaube, dass ich vielen Jungen auch in meinem Alter noch etwas vormachen kann“, sagte die Olympia-Zweite von Athen, die auch dreimal WM-Silber im Kugelstoßen gewann. Im Gegensatz zu Chusovitina, die sogar mit einer Olympia-Teilnahme 2016 in Rio kokettiert, weiß Kleinert genau, wann ihre Laufbahn endet. „Ich habe gesagt, 2012 ist Schluss. Dann höre ich auf“, sagte die älteste Weltklasse-Leichtathletin Deutschlands.

Beseelt vom unbändigen Willen, ihre in Vancouver wegen der Dopingsperre verhinderte sechste Olympia-Teilnahme in Sotschi nachzuholen, ist Claudia Pechstein. Die Berliner Eisschnellläuferin feiert während der Spiele 2014 ihren 42. Geburtstag. „Es gibt nicht alt oder jung, nur gut oder schlecht“, meinte die mit fünf Olympiasiegen erfolgreichste Wintersportlerin Deutschlands nach ihrem gelungenen Comeback.

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