Olympia gepackt: Jetzt wollen Turner WM-Medaillen

Tokio (dpa) · Das große Zittern blieb aus, die Konkurrenz machte es den deutschen Turnern leicht: Nach den Frauen sicherten sich bei der Turn-WM in Tokio auch die Männer mit Platz vier (354,132 Punkte) souverän die Fahrkarten zu den Olympischen Spielen in London.

Da nahezu alle Teams am zweiten Qualifikationstag patzten, konnten die Deutschen schon vor dem letzten Durchgang aufatmen. „Bei allen Problemen und Unwägbarkeiten war es wichtig, dass wir das Ziel Olympia erreicht haben. Ich bin froh und auch erleichtert“, kommentierte Cheftrainer Andreas Hirsch. Fabian Hambüchen und Philipp Boy freuten sich bereits auf ein spannendes Duell im Reck-Finale.

Von überschäumender Euphorie im deutschen Team war auf den Tribünen des Metropolitan Gymnasiums wenig zu sehen. Die harte Arbeit am Tag davor, der verpatzte Auftritt am Pauschenpferd und der verletzungsbedingte Ausfall von Thomas Taranu waren relativ schnell abgehakt. „Jetzt geht die WM erst richtig los. Wir wollen in den Finals richtig Gas geben“, meinte Philipp Boy, der trotz zwei Fehlern auf Platz sechs der Einzelwertung (88,697 Punkte) bester deutscher Mehrkämpfer war und gemeinsam mit Marcel Nguyen (88,484/9.) nun um die Medaillen kämpft. „Der Mehrkampf ist für mich nach dem Team das Wichtigste. Ich weiß, dass ich mit vorn landen kann, wenn ich fehlerfrei durchkomme“, meinte der Europameister.

Der Cottbuser war vor allem erleichtert, dass er sich als Fünfter einen Platz im Reckfinale gesichert hatte. Dort kommt es nun wie schon im Vorjahr zum großen WM-Showdown mit Hambüchen, der als Dritter ins Finale zog. „Da geht es für alle bei Null los. Bei hundertprozentiger Konzentration kann ich wieder ganz vorn dabei sein“, sagte auch Hambüchen optimistisch. Coach Hirsch war dagegen sauer über die Wertungen am Reck. „Die Chinesen haben so viele Punkte bekommen, die sie nicht hätten bekommen dürfen. Wir wurden nicht unbedingt bevorteilt“, kritisierte er.

Die nächste Hürde ist für die Deutschen erstmal das Team-Finale. „Wir sind heute richtig heiß geworden, nachdem wir im Training den Ticker laufen ließen und die Leistungen der anderen verfolgt haben“, sagte Hambüchen. Auch Taranu werde am Mittwoch trotz seiner Schmerzen im Knie an den Ringen zum Einsatz kommen, kündigte Hirsch an.

Gastgeber Japan (364,291) überzeugte von Beginn an und geht nun als klarer Favorit in den Medaillenkampf. Vor der deutschen Mannschaft lagen das Team der USA und Titelverteidiger China. Großer Verlierer des Tages war Olympia-Gastgeber Großbritannien, der nach Patzer-Serien die direkte Olympia-Qualifikation auf Platz zehn verpasste. Leistungsträger Daniel Keatings, Vizeweltmeister von 2009, patzte an Reck und Barren und konnte den Absturz seiner Riege nicht verhindern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort