Olympia-Quali: Zwei Kanu-Altmeisterinnen im Fokus

Duisburg (dpa) · Lange Zeit waren die Kanu-Altmeisterinnen Birgit Fischer und Katrin Wagner-Augustin von der Bildfläche verschwunden - nach ihren Auszeiten wagen beide kurz vor Olympia den Neustart.

Besonders Rekordathletin Fischer steht bei den ersten nationalen Qualifikationsläufen an diesem Freitag und Samstag in Duisburg im Blickpunkt: Mit sage und schreibe 50 Jahren startet sie das vierte Comeback ihrer einzigartigen Karriere - mit einem Ziel: Im Sommer in London nach der neunten Goldmedaille zu greifen. Die viermalige Olympiasiegerin Wagner-Augustin kehrt nach einer Babypause und der Geburt von Sohn Emil auf den Paddelkanal zurück.

„Natürlich stehen die beiden am Anfang im Fokus. Aber letztlich werden nur ihre Leistungen zählen“, urteilte Bundestrainer Reiner Kießler. Mit 34 Jahren ist Wagner-Augustin im Vergleich zu Fischer um einiges jünger und trotzdem sehr erfahren. Auch deshalb wird ihr eher zugetraut, die harte interne Ausscheidung zu überstehen und das Olympiaticket zu lösen. Es wäre ihr viertes nach Sydney, Athen und Peking. „Es ist der Lockruf des Goldes, aber auch die Selbstverwirklichung, es mir und anderen nach der Babypause noch mal zu beweisen“, sagte die Potsdamerin jüngst im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).

Seit 1997 ist Wagner-Augustin Dauersiegerin bei Titelkämpfen, bei EM, WM und Olympia gewann sie insgesamt 25-mal. Vergangenes Jahr setzte sie Klein-Emil wegen aus, nun wird es für die ambitionierte Kajakfahrerin im Boot wieder ernst. „Ich bin ziemlich schwer reingekommen nach der Schwangerschaft. Es war deutlich schwerer, wieder fit zu werden, als vorgestellt“, meinte sie. Inzwischen sind die Startschwierigkeiten vergessen: „Momentan ist alles top.“ In London will sie einen Platz im deutschen Kajak-Vierer ergattern - ein Boot mit Sieggarantie: Seit 1996 gewann der Frauen-Vierer viermal nacheinander Gold bei Olympia. „Wir haben bis Juni Zeit, die Plätze in den Booten zu vergeben. Das wird nicht leicht“, sagte Kießler.

Rund 80 Kanuten wollen sich am Niederrhein gute Ausgangspositionen für das zweite Qualifikations-Wochenende Ende April erpaddeln. Wie Wagner-Augustin seien auch die deutschen Vorzeige-Paddler um Ronald Rauhe, Tim Wieskötter und Max Hoff gut in Form, meinte Kießler. „Im Vorfeld will natürlich jeder in die erweiterte Olympia-Mannschaft, die wir nach der zweiten Qualifikationsrunde zusammenstellen werden.“ Mit Birgit Fischer hatte er zuletzt nur Mail-Kontakt. Den Auftritten der Grand Dame des Kanusports blicken angesichts einer sechseinhalbjährigen Laufbahnunterbrechung alle gespannt entgegen. „Kanu macht mir immer noch total viel Spaß“, betonte Fischer zuletzt.

Bei Olympia 2008 in Peking hatten die Bundes-Kanuten achtmal Edelmetall geholt - damit repräsentierten sie innerhalb der deutschen Olympia-Mannschaft die stärkste Sportart überhaupt. Das soll so bleiben: Im August am Dorney Lake westlich der britischen Hauptstadt hat der Deutsche Kanu-Verband (DKV) mindestens neun Medaillen angepeilt, davon dreimal Gold. Letztlich ganz egal, ob mit der alten Garde um Fischer und Wagner-Augustin - oder eben ohne die beiden.

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