Olympia: Triathletin Dittmer beschenkt sich selbst

London (dpa) · Sie wollte keine Schokolade, sie wollte lieber Olympia: Für ihren Traum von London 2012 verzichtete Anja Dittmer in den vergangenen Wochen sogar auf die geliebten Süßigkeiten. Das Darben hat sich gelohnt.

Als erste Triathletin weltweit hat sich die 35-Jährige zum vierten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert. Mit ihrem dritten Platz auf dem Olympia-Kurs im Londoner Hyde Park, wo in einem Jahr die Medaillen vergeben werden, überraschte sie sich selbst am meisten.

„Ich bin total glücklich und kann es kaum glauben“, sagte die Neubrandenburgerin, die schon 2000, 2004 und 2008 bei Olympia dabei war. „Ich wusste in den vergangenen Wochen, dass ich es schaffe. Dass es so gut wird, hat mich selbst überrascht. Aber es war verdammt hart.“

Außer der Olympia-Qualifikation schaffte sie nebenbei die erste Podiumsplatzierung für die Frauen der Deutschen Triathlon Union (DTU) bei einem WM-Rennen seit Einführung der World Championship Series 2009. Beim fünften von sieben WM-Läufen waren nur die Britin Helen Jenkins und die US-Amerikanerin Gwen Jörgensen schneller. Im Schlussspurt hängte Dittmer die Australierin Emma Jackson und die Olympiasiegerin Emma Snowsill (Australien) ab.

„Das Ergebnis spricht für sie und ihre Qualitäten. Wenn sie jetzt an ihrem Selbstvertrauen arbeitet, kann sie in einem Jahr ihr Potenzial voll ausschöpfen“, meinte DTU-Sportdirektor Wolfgang Thiel. Er fühlte sich zugleich bestätigt in der Strategie des Verbandes, nach der sich die Olympia-Kandidaten in diesem Jahr auf den Wettkampf in London konzentrieren sollten: „Das spricht für Anja, für die Trainer und unsere Planungen.“

Dabei führte Anja Dittmer die Liste der Kandidatinnen, die sich vorzeitig ihr Olympia-Ticket sichern könnten, nicht an. Svenja Bazlen war nach drei Plätzen unter den ersten Zehn in dieser WM-Saison am ehesten zugetraut worden, in London das Kriterium Top 12 zu erfüllen.

Die Freiburgerin verpasste als 13. den Rang nur um eine Sekunde. „Ich bin etwas wütend, dass es um einige Zentimeter nicht geklappt hat“, sagte die 27-Jährige und tröstete sich damit, noch zwei weitere Chancen zu haben. So reicht etwa beim WM-Finale in Peking Platz 15.

Anja Dittmer, Schwester des dreimaligen Kanu-Olympiasiegers Andreas Dittmer, kann sich jetzt ganz auf London 2012 konzentrieren. Dabei war sie von einigen längst abgeschrieben worden. Doch Anja Dittmer glaubte an sich, fokussierte sich auf London, ließ das WM-Rennen in Hamburg aus, ging ins Höhentrainingslager und arbeitete die vergangenen vier Wochen am Olympia-Stützpunkt Saarbrücken. „Da habe ich quasi 24 Stunden auf diesen Wettkampf hingearbeitet und beispielsweise auch auf Schokolade verzichtet.“ Es hat sich gelohnt.

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