Wittlich 1200 Kilometer auf Rollen in zehn Tagen

Wittlich · Am Montag starteten 18 Inlineskater in Wittlich auf dem Weg von Basel nach Borkum zu ihrer Königsetappe über 145 Kilometer. Die sogenannte Ultra-Skate-Challenge gibt es schon seit mehr als zehn Jahren.

 Michael Seitz aus Freiburg (vorn) ist einer Organisatoren, der die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum durch Wittlich und den Maare-Mosel-Radweg in die Eifel führte.

Michael Seitz aus Freiburg (vorn) ist einer Organisatoren, der die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum durch Wittlich und den Maare-Mosel-Radweg in die Eifel führte.

Foto: Holger Teusch

Früher Montagmorgen auf dem Marktplatz in Wittlich. Normalerweise würde jetzt der Aufbau für die Säubrennerkirmes beginnen. Diese fällt in diesem Jahr aus. Nur das Bronze-Schwein vor dem alten Rathaus hält als Wahrzeichen der Säubrennerstadt stoisch die Stellung und wird von einigen Inlineskatern als Foto-Requisite benutzt. Erstmals ist Wittlich Etappenort der Ultra-Skate-Challenge (USC), einer seit mehr als zehn Jahren durchgeführten Langdistanz-Fahrt. Diesmal geht es in zehn Tagen über insgesamt 1200 Kilometer vom südwestlichsten Punkt Deutschlands bei Basel zum nordwestlichsten auf der Nordseeinsel Borkum. Von Saarlouis und Merzig über den Hochwald-Ruwer-Radweg und Schweich kommend ist Wittlich Ziel des vierten Tagesabschnitts und Ausgangspunkt zur Königsetappe.

Fünf Frauen und 13 Männer stellen sich der Herausforderung. „Wir kennen uns schon viele, viele Jahre und sind natürlich älter geworden. Jetzt fahren wir nicht mehr gegeneinander, sondern arbeiten miteinander“, erzählt Michael Seitz, einer der Organisatoren. Wie bei allen Veranstaltungen lag auch beim USC lange alles in der Schwebe. Erst nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen Anfang Juni war „ziemlich klar“, dass es klappt, sagt Seitz. Dem Virus wollen die Skater sowieso keine Chance geben. „Alle haben einen negativen Corona-Test. Das war Grundvoraussetzung, um teilnehmen zu können. Alle haben auch die Corona-App seit mehr als 14 Tagen auf ihrem Smartphone. Und wir lassen niemanden Externes zustoßen, um ein bisschen mitzufahren.“

 Wenn schon nicht Säubrennerkirmes, dann doch zumindest Erinnerungsfoto auf dem Bronze-Schwein vor dem Wittlicher Rathaus, dachten sich einige der 18 Teilnehmer der Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum, die von Sonntag auf Montag in Wittlich Station machte.

Wenn schon nicht Säubrennerkirmes, dann doch zumindest Erinnerungsfoto auf dem Bronze-Schwein vor dem Wittlicher Rathaus, dachten sich einige der 18 Teilnehmer der Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum, die von Sonntag auf Montag in Wittlich Station machte.

Foto: Holger Teusch

In Wittlich war am Sonntagabend gut ein Drittel der 1200 Kilometer geschafft. Vor dem Start zur Königsetappe über 145 Kilometer mit 1500 Höhenmetern durch die gesamte Eifel nach Roetgen (Nordrhein-Westfalen) sitzt Kathrin Radtke leicht nervös am Platz an der Lieser. „Das ist mein erster USC und ich habe sehr großen Respekt davor. Das ist eine große Herausforderung“, erzählt die 44-Jährige aus der Nähe von Bremen. Die enorme Energiemenge von 4000 bis 5000 Kilokalorien verbrauchen die Skater am Tag, schätzt Bernd Gutöhrlein. Der 61-Jährige aus Ludwigsburg bei Stuttgart ist ein USC-Veteran, von Anfang an dabei. „Das wichtigste ist, dass man genügend isst und genügend Kohlenhydrate hat. Man braucht eine gewisse Grundkondition“, erzählt er von seinen Erfahrungen. „Es gibt keine andere Tour, die einen so sehr fordert“, sagt Endres Neumann. „Das geht an die Grenzen des Materials, an die Grenzen im Kopf und an die Grenzen der Füße. Man braucht furchtbar gut eingefahrene Schuhe“, sagt der 55-Jährige aus Frankfurt.

Beim Material hat jeder aber seine eigene Philosophie. Man sieht 2000 Euro teure Maßanfertigung aus Karbon. Olaf Uhlig trägt dagegen Inlineskates für 100 Euro aus dem Supermarkt. Nur in die leicht laufenden Rollen hat der Münchener noch mal extra investiert.

 Die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum machte in Wittlich Station.

Die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum machte in Wittlich Station.

Foto: Holger Teusch

Und in seinen Bremsfallschirm. „Den macht man an den Knien fest und ich habe je eine Schlaufe in der Hand. Das geht wirklich gut“, sagt er. Bergab fahren ist eine der tagtäglichen Herausforderungen während des USC. Radwege über ehemalige Bahntrassen wie bei der Königsetappe den Maare-Mosel-Radweg mögen die Skater wegen des geringen Gefälles deshalb besonders. „An die Abfahrten müssen wir uns immer vorsichtig heran tasten, um sicher runter zu kommen. Wir springen auch schon mal in den Graben oder rollen auf der Wiese ab, wenn es nicht anders geht“, erzählt Seitz. Über ein paar Schürfwunden spricht unter den Extrem-Skatern niemand.

 Die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum machte in Wittlich Station.

Die Ultra-Skate-Challenge über 1200 Kilometer von Basel nach Borkum machte in Wittlich Station.

Foto: Holger Teusch

Zum Glück habe sich bisher aber niemand wirklich verletzt, freut sich Seitz. Ein Helm ist Pflicht. Auch Radhandschuhe tragen alle. Aber nur Ulf Haase aus Stockholm ist mit Knieschonern unterwegs. Aber nicht für den Fall eines Sturzes, erklärt Seitz: „Ulf ist unserer notorischer Fotograf. Er kniet sich bei den Fotos immer hin.“

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