Bernkastel-Kues. Diane Bülles geht volles Risiko, schickt ihr Pferd Podolski den kürzesten Weg und dennoch reitet präzise auf die Hindernisse zu. Die Taktik wird belohnt. Fehlerfrei bewältigt die 27-jährige Amazone aus Eschweiler bei Aachen den Parcours im Stechen der Großen Tour bei den Bernkasteler Reitertagen, einer Springprüfung der schweren Klasse mit Hindernissen bis zu 1,50 Metern Höhe - bei 40,50 Sekunden bleibt die Uhr stehen. Musste Bülles im letzten Jahr noch Platz eins mit Alexandra Spenlenhauer (Bonn-Rodderberg) teilen, so ist sie diesmal fast drei Sekunden schneller als der Zweitplatzierte Hardy Diemer (Frechen-Grefrath).
"Der Sieg bedeutet mir sehr viel", sagt Bülles. "Der Parcours war wieder sehr anspruchsvoll." So schaffen es im ersten Durchgang nur fünf Reiter fehlerfrei ins Ziel. Parcourschef Detlef Weyand hat die 13 Hindernisse so gestellt, dass die Linienführung schwierig ist. So folgt der Trippelbarre, über die sich die Pferde lang machen müssen, unmittelbar einem Steilsprung.
Hunderte Gäste schauen sich die letzte Prüfung des fünftägigen Turniers an. Täglich ist von 8 bis 22 Uhr Programm, die letzten Prüfungen unter Flutlicht. "Wir hatten mehr Besucher als 2012”, sagt PSV-Vorsitzender Patrick Stein. Er schätze, dass insgesamt mehr als 10 000 Gäste das Turnier auf dem Bernkastel-Kueser Plateau besucht haben. "Bereits am Mittwoch bei den Jungpferdeprüfungen war die Bude voll!"
Erfreut zeigt sich der 35-Jährige auch über die Anzahl der Nennungen: Rund 2500 Mal gehen die etwa 300 Reiter in 30 Prüfungen in den Parcours. "Besonders in den schweren S-Springen hatten wir mehr Starts", sagt Stein. Und insgesamt auch mehr tierische Partner. "Wir haben 300 Pferde in neun Stallzelten eingestellt, 60 mehr als im vergangenen Jahr."
In Feierlaune zeigt sich Sebastian Kirst. Der 27-Jährige vom PSV erhält am Samstag das Goldene Reitabzeichen für zehn Siege in der schweren Klasse. Gewonnen hat er es bereits an Pfingsten, doch feiern wollte er vor heimischer Kulisse.
Junge Amazonen siegen

Das erste Finale des Turniers gewinnt Helena Lausberg auf Caspary vom gastgebenden PSV mit einer fehlerfreien Runde und der schnellsten Zeit im Stechen. "Das wurde ganz knapp", sagt die 15-jährige Verbandsmeisterin - nur eine halbe Sekunde beträgt der Vorsprung. Den Nachwuchscup gewinnt Nina Kaiser, ebenfalls vom PSV auf Ücorsa, die zudem Dritte der Großen regionalen Tour wird.
Die Seniorenspringen - als solche gelten Reiter über 35 Jahren - ist in Kues schon fast traditionell in den Händen von Arnold Keller vom PSV. Wie im Vorjahr lässt der 60-Jährige seine jüngere Konkurrenz weit hinter sich. Als er mit Waldo in den Parcours reitet, bebt der Boden - nicht nur die Vereinskollegen jubeln ihm zu. In beiden Springen liegt Keller mit gut vier Sekunden Vorsprung vorne - "das sind Welten im Reitsport", sagt er. "Da muss man sich schon auf den Lenker legen."
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