American Football Rauer Sport: Zu Besuch bei den PST Trier Stampers (Video)

Trier · In diesen Tagen gehen viele Blicke in die USA, wo am Sonntag der Super Bowl ausgetragen wird. Das Finale der American-Football-Profiliga NFL ist weltweit eines der größten Sportereignisse. Und wie steht’s um die Sportart hierzulande? Ein Besuch bei den PST Trier Stampers (mit Video).

 Aufsteiger! Die PST Trier Stampers treten in diesem Jahr in der drittklassigen Regionalliga an.

Aufsteiger! Die PST Trier Stampers treten in diesem Jahr in der drittklassigen Regionalliga an.

Foto: TV/privat

American Football steht für Show, Glamour, Rampenlicht. Für die amerikanische National Football League mag das zutreffen. An der Basis sieht in vielen Ländern die Welt ganz anders aus.

Trier, Freitagabend. Es ist neblig, dunkel, nasskalt. Vom Parkplatz am Wildgehege Weißhauswald führt der kaum ausgeleuchtete Weg am Waldstadion vorbei hinauf zum dahinter liegenden Ascheplatz. Das Einzige was dort glänzt, sind die von den sechs Flutlichtlampen in Szene gesetzten Pfützen. Gut 30 Männer schleppen an diesem Abend ihre großen Sporttaschen hinter die Rehling auf dem Feld.

Es ist Training bei den American Footballern der PST Trier Stampers. Die Vorbereitung auf die Ende April beginnende Saison in der drittklassigen Regionalliga hat begonnen. Insgesamt hat der Kader rund 50 Spieler, die je zur Hälfte den Angriff und die Verteidigung bilden. Weil es im American Football viele verschiedene Positionen und Aufgaben gibt, ist der Trainerstab groß – bei den Stampers gibt’s sieben Übungsleiter. An der Spitze steht seit 2014 Chefcoach Kristóf Kozák.

 Krístof Kozák, Cheftrainer der Trier Stampers.

Krístof Kozák, Cheftrainer der Trier Stampers.

Foto: TV/Mirko Blahak

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Der ehemalige Ringer ist in Budapest geboren und aufgewachsen. Ende 2007 kam er nach Deutschland, nach Konz. 2006 hatte er in Ungarn begonnen, American Football zu spielen. In Trier setzte er seine Karriere fort. Bei den Stampers, in der rheinland-pfälzischen Jugend-Auswahl. Zwischendurch, 2011 und 2012, folgten zwei Jahre Bundesliga bei den Dresden Monarchs. Eine Fußgelenksverletzung setzte der Karriere des Fullbacks (Ballträger, genaue Positionserklärung siehe unten) 2013 ein Ende.

„Als ich nach Deutschland kam, habe ich als Erstes gelernt, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung gibt“, hadert Kozák – mit einer Stampers-Mütze auf dem Kopf – beim TV-Besuch nicht mit den widrigen äußeren Bedingungen. Nach dem Aufwärmen steht Tackle-Training auf dem Programm. Dafür geht’s auf die schummrige Rasenfläche unterhalb des Ascheplatzes – aber nur für die Spieler, die Kopf- und Mundschutz dabei haben. Sicherheit wird groß geschrieben, auch im Training.

American Football ist ein harter Sport, in dem es auch mal wehtun muss. Verletzungsanfälliger als andere Sportarten sei er aber nicht, sagt Kozák: „Klar, es gibt Verletzungen am Knie, an der Schulter oder am Fußgelenk, aber nicht sehr viele muskuläre Geschichten.“

Es rummst ordentlich, wenn die Helme der Spieler aufeinanderprallen. „American Football ist keine Körperkontakt- sondern eine Kollisionssportart“, sagt Kozák. Eine, in der augenscheinlich nur ,Schränke’ mitmachen. Doch das täuscht. Klar – eine gewisse Körperlichkeit muss jeder mitbringen. Doch Kozák sagt: „Für die vielen Positionen im American Football gibt es verschiedene physische Voraussetzungen. So kann jeder seine Rolle finden: der Stämmige in der Verteidigung ebenso wie der Dünne und Flinke als Pass­empfänger.“ Was alle Spieler eint: Sie brauchen eine mentale Ausdauer, da sich durch die Aufteilung des Teams in eine Offensive und Defensive Pausen sowie Situationen, in denen Vollgas gegeben werden muss, abwechseln.

American Football – für die einen ist es eine Lebenseinstellung, für die anderen eine willkommene Abwechslung in der Freizeit. Die Trier Stampers sind ambitioniert, die Spieler betreiben den Sport aber als Hobby. Mit dabei sind Akteure aus der Region Trier und Luxemburg, darunter auch mehrere Studenten. In der Regionalliga-Staffel Rheinland-Pfalz/Hessen heißen die Gegner in diesem Jahr Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Kassel. Bis zum Auftakt muss bei den Aufsteigern aus Trier noch reichlich trainiert werden – körperlich, aber auch geistig. Es gilt, zig Spielzüge zu verinnerlichen.

Nach dem Tackle-Training werden sie geübt – die eine Hälfte des Ascheplatzes gehört der Offensive, die andere der Defensive. Die Spieler stecken die Köpfe zusammen, auf einem Smartphone werden die Spielzüge aus dem sogenannten Playbook angezeigt. In diesem Spielbuch sind die Laufwege aufgeführt. Jeder Spieler hat vorgegebene Laufrouten, die im Bestfall genau einzuhalten sind.

Noch läuft an diesem Abend bei den Stampers nicht so viel zusammen. Aber die Vorbereitung ist noch lang. Und mit der aktuellen Trainingsbeteiligung sind die Coaches schon mal sehr zufrieden. Zum Abschluss werden die Spieler mit einem Linienlauf noch mal an die körperlichen Grenzen gebracht. Geschafft ziehen sie von dannen, runter zum Parkplatz durch den Nebel. Von Glamour ist wenig zu spüren.

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