Auf Du und Du mit dem Bussard

Ayl/Konz/Trier · Segelflieger beschleunigen beim Start binnen drei Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. Ähnlich rasant hat Segelflug-Neuling Katharina Backes (18) aus Ayl ihren ersten Titel eingeheimst. Die Abiturientin schwärmt von dem Sport, in dem Frauen und Mädchen stark unterrepräsentiert sind.

Ayl/Konz/Trier. "Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet", sagt Katharina Backes strahlend. Dass sie beim Landes-Jugendvergleichsfliegen in Wershofen - ihrem ersten Wettkampf überhaupt - gleich zur besten Rheinland-Pfälzerin avancierte, überrascht die 18-Jährige noch immer. Als Viertplatzierte im 56-köpfigen Starterfeld drang sie in die Phalanx der männlichen Starter ein - die zweitbeste weibliche Segelfliegerin landete erst auf Rang 28.
Erst wenige Tage vor dem Vergleichsfliegen hatte Backes ihre praktische Prüfung bestanden. Die Aylerin, ein Naturtalent? Vielleicht. Doch Grundlage des Erfolgs bilden Ehrgeiz sowie eine monatelange Ausbildung. Zahlreiche Wochenenden hat sie auf dem Flugplatz des Aeroclubs Trier und Konz mit dem Ziel verbracht, den Segelflugschein zu machen.
Bei einem mehrminütigen Gastflug war die Schülerin des Gymnasiums Saarburg im Mai 2010 auf den Geschmack gekommen. Sie meldete sich im Aeroclub an und begann die Schulung. Das umfangreiche Programm: Üben von Starts, Landungen sowie bestimmten Figuren, der erste Alleinflug nach 53 Starts, Unterricht in Fächern wie Navigation, Aerodynamik, Technik, Luftrecht und Meteorologie, eine 50-Kilometer-Überlandeinweisung, der Erwerb des Sprechfunkzeugnisses, Abschlussprüfungen in Theorie und Praxis.
Neben dem Fliegen gehört das Warten der Flugzeuge dazu. Technisches Interesse ist notwendig. "Vielleicht ist das der Grund, warum so wenige Mädchen und Frauen den Sport betreiben", sagt Backes, die im saarländischen Ottweiler geboren wurde. Sie hatte nach knapp eineinhalb Jahren die begehrte Lizenz in der Tasche. Die Kosten dafür lagen in etwa so hoch wie die für einen Autoführerschein.
Der Aufwand lohnt sich aus Sicht der Abiturientin: "Den ersten Alleinflug vergisst man nie. Die Natur aus der Luft zu genießen und mit Bussarden umherzukreisen ist einfach fantastisch." Backes, die Mathe, Physik und Französisch als Leistungskurse hat, sieht im Segelfliegen vor allem ein Erlebnis.
Eine sportliche Herausforderung ist es gleichwohl auch. Wenn die Segelflugzeuge zum Beispiel mit einer Dieselwinde in die Luft katapultiert werden, beschleunigen sie binnen drei Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. In der Luft werden locker Geschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern erreicht. "Das kommt einem aber langsamer vor als im Auto. Großartige Fliehkräfte wirken nicht", sagt Backes, die zur Sicherheit bei den Flügen einen Fallschirm auf dem Rücken trägt. Als risikoreich stufen Segelflieger ihren Sport aber nicht ein. Gerne sagen sie: "Das Gefährlichste ist der Weg zum Flugplatz."

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