Aus dem Oval auf die Gerade

Traben-Trarbach · Radsport ist Hannah Ludwigs Leben, zumindest ein großer Teil davon. Am vergangenen Wochenende wurde die 16-Jährige vom RSC Stahlross Wittlich zum zweiten Mal deutsche Meisterin bei den unter 17-Jährigen. Am Wochenende startet sie bei internaitonalen Nachwuchsrennen in Italien.

 Hannah Ludwig (Stahlross Wittlich, Mitte) verteidigte in Genthin in Sachsen-Anhalt ihren deutschen U17-Meistertitel im Einzelzeitfahren. Foto: privat

Hannah Ludwig (Stahlross Wittlich, Mitte) verteidigte in Genthin in Sachsen-Anhalt ihren deutschen U17-Meistertitel im Einzelzeitfahren. Foto: privat

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Traben-Trarbach. Gleichmäßig surrt die Kette über die Zahnräder. Mit einem kaum wahrnehmbaren Säuseln durchschneiden die schmalen Reifen den feinen Wasserfilm auf der Bundesstraße 1 bei Genthin in Sachsen-Anhalt. Schnurgerade führt die Straße Richtung Süd-Westen. Hannah Ludwigs Blick ist starr geradeaus gerichtet. Dahin wo nach fünf Kilometern der Wendepunkt und auf dem Rückweg das Ziel wartet.
Und wo das Betreuerauto der Vorjahreszweiten Ricarda Bauernfeind fährt. Die Ansbacherin ist eine Minute vor Ludwig gestartet. "Ich habe mit meiner Ma gewettet, dass ich sie einhole und mich auf das Auto konzentriert", erzählt Hannah Ludwig. Das gelingt ihr. Eine Minute und acht Sekunden schneller als die Führende der BDR-Nachwuchssichtungswertung, die nur Sechste wird, fährt Hannah Ludwig bei den deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren der unter 17-Jährigen (U17). In 14:21 Minuten bringt sie die zehn Kilometer hinter sich. Schnitt: 41,78 km/h. Die zweitplatzierte Franziska Koch ist 26, die drittplatzierte Dorothea Heitzmann (Lostau) sogar 43 Sekunden langsamer. Eine so souveräne Titelverteidigung hat sich dabei nicht unbedingt angedeutet.
Eine Woche zuvor bei den 130. deutschen Meisterschaften im Bahnradsport waren über 2000 Meter zwei U17-Mädchen schneller als Hannah Ludwig. Doch DM-Bronze gewann die Radsportlerin vom RSC Stahlross Wittlich ohne wirklich auf dem Oval zu trainieren. Es gebe einfach kaum Möglichkeiten dazu. Die nächste Bahn von Traben-Trarbach aus gesehen sei in Dudenhofen in der Pfalz.
Aber die Gewöhnung an das Fahren mit starrer Achse (die Pedale drehen sich immer mit) und die Steilkurven fällt Hannah Ludwig nie schwer. "Wenn man schneller als 40 km/h fährt, merkt man die Kurve nicht mehr", sagt sie. Nach den knappen Rennen bei der Bahn-DM sei sie schon etwas ins Grübeln gekommen, wie das denn auf der Straße aussehen würde und umso glücklicher, dass es mit der Titelverteidigung geklappt hat.
Ein bisschen auch als Belohnung für die gute Saison startet Hannah Ludwig am kommenden Wochenende mit fünf weiteren deutschen Fahrerinnen in Italien gegen andere Nationalteams. Ob die deutsche Zeitfahrmeisterin beim Straßenrennen am Samstag als Team-Käpt'n ins Rennen geht, steht noch nicht fest. Beim Zeitfahren am Sonntag ist Hannah Ludwig aber das Trumpf des deutschen Teams. teu

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