Bergab ist schlimmer als bergauf

Gerolstein/Latsch · Die Überquerung der Alpen ist nicht erst seit Hannibal eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Karl-Heinz Munkler aus Gerolstein lief in acht Tagen 261,3 Kilometer.

Gerolstein/Latsch. Für die Soldaten des Feldherrn aus Karthago war der Anblick der Berge der Horror. Im Gebirge drohte der Tod. Ganz anders bei den mehr als 600 Läufern, die sich 2231 Jahre später auf den Weg von Oberstdorf nach Latsch in Italien machten. "Man hat sich immer wieder auf den Tag gefreut", sagt Karl-Heinz Munkler über die Stimmung vor jeder der acht Etappen des Transalpin-Run.
Der 51-Jährige nahm mit seinem Vetter Michael Munkler aus dem Allgäu am Transalpin-Run teil. Die Aufgabe: 261,3 Kilometer mit 15 879 Metern Aufstieg, aufgeteilt auf acht Tagesetappen, zu bewältigen. Nimmt man den Bergsprint über 6,3 Kilometer am fünften Tag heraus (Munkler: "Das war eine Art Ruhetag"), ergibt das einen Tagesschnitt von 36,5 Kilometern. "An einem Tag sind wir 42,6 Kilometer gelaufen. Davon waren die ersten 28 Kilometer ein ständiges Auf und Ab. Dann ging es 1600 Höhenmeter nur bergauf", erzählt Karl-Heinz Munkler. Zwischen sechs und acht Stunden war das Duo täglich unterwegs.
Mit einem Marathontraining mit knapp 80 Wochenkilometern hatte sich der vierfache Familienvater vorbereitet. Eine Ausnahme bildete die sogenannte "Gipfelwoche". "Da bin ich sieben Tage lang jeden Tag 21 Kilometer gelaufen", erzählt Munkler. Dabei habe er so viele Anstiege wie möglich mitgenommen.
Zugute kam dem Gerolsteiner die Alpenerfahrung seines Vetters, und dass er jedes Jahr Klettersteige begeht. "Auf den ersten drei Etappen fallen die meisten aus. Darunter viele, die mit dem alpinen Gelände nicht zurechtkommen", erklärt Munkler.
Nicht nur Ausdauer ist gefragt, sondern auch Trittsicherheit, Geschick und natürlich Schwindelfreiheit.
Außerdem müssen die Teams harmonieren. Denn der Transalpin-Run ist ein Mannschaftslauf. "Man muss zu zweit laufen", erklärt Munkler. Wie die Pflicht, einen Rucksack mit Mütze, Handschuhen, langer Hose, Regenjacke, Handy, Karten und Wasser mitzuführen, dient dies der Sicherheit.
"Laufen" ist oft kaum möglich


Laufen im eigentlichen Sinne ist auf vielen Passagen gar nicht möglich. "Aufwärts wird meist zügig gegangen", erzählt Munkler. Anstrengender sei aber der Abstieg. Manche Teilnehmer hätten sich Blasen gelaufen. Ihnen sei ein Mann begegnet, der einen Schuh ausgezogen hatte, so sehr drückten ihn die Blasen. Damit hatte Munkler dank Hirschtalgcreme keine Probleme.
Ebenso wenig, wie mit der Übernachtung in Gemeinschaftsunterkünften. In der Schweiz waren das außer Sporthallen auch ein Luftschutzbunker und das Parkhaus eines Vier-Sterne-Hotel. "Abends um neun hat man im Schlafsack gelegen. Morgens um 4.15 Uhr bimmelten die ersten Handy-Wecker", sagt Munkler. Mit der Gesamtzeit von 51:10:29 Stunden belegte das Team "Munkler hoch zwei" den 23. Platz bei den Senior-Masters (Gesamtalter über 100 Jahre). Das schnellste Team benötigte fast exakt einen Tag weniger (27:19:56 Stunden).

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