Das bundesweit "beispielhafte” Projekt

Wittlich/Trier/Bitburg · Fußball-Arbeitsgemeinschaften an Ganztagsschulen: Verbands-Vize Alois Stroh zieht nach fünf Jahren eine Zwischenbilanz.

 Fußball und Schule: Beim Ganztagsschulprojekt schafft der Fußballverband Rheinland seit fünf Jahren eine enge Verbindung. Foto: FV Rheinland

Fußball und Schule: Beim Ganztagsschulprojekt schafft der Fußballverband Rheinland seit fünf Jahren eine enge Verbindung. Foto: FV Rheinland

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Wittlich/Trier/Bitburg Den Fußball mit seinen Vereinen und die Ganztagsschulen zusammenbringen, dabei der demographischen Entwicklung entgegentreten - und das alles in einem auf Nachhaltigkeit angelegten Projekt: Das ist und bleibt eine der Kernaufgaben von Alois Stroh aus Wittlich-Neuerburg, einem der Vizepräsidenten des Fußballverbandes Rheinland (FVR). Nach fünf Jahren zieht er hier eine positive Zwischenilanz, sieht aber - gerade, was das Engagement der Vereine angeht - noch Steigerungsbedarf.
Wie alles zwischen Saar und Sieg - darunter auch an zahlreichen Schulen in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region - startete, weiß Stroh noch allzu genau: "Vor allem die Grundschulen waren seinerzeit dabei, den Kindern eine sinnvolle Beschäftigung für den Nachmittag zu bieten. Vereine konnten und können hierzu Kooperationsverträge mit den Schulen eingehen und Übungsleiter in die Arbeitsgemeinschaften entsenden." Vielerorts hatten die Vereine aber nicht die Möglichkeit und die Mittel, dies zu leisten. "Da sind wir als Verband eingesprungen und haben auch eine Springerregelung geschaffen", so Stroh weiter: Um das Angebot auch bei Erkrankungen oder anderweitigen Ausfällen von AG-Leitern kontinuierlich aufrechterhalten zu können, kommen einige Übungsleiter also flexibel zum Einsatz. Rund 2800 Schüler wurden im Schuljahr 2016/17 an 105 Schulen im Gebiet des Fußballverbandes Rheinland betreut - und damit rund 350 mehr als 2012/13. Auch, was die Anzahl der Arbeitsgemeinschaften angeht (Steigerung von 134 auf 167) und das damit einhergehende Plus an AG-Leitern betrifft (von 124 auf 180), macht Stroh eine positive Entwicklung aus. Das Wichtigste aus seiner Sicht: "Knapp 1500 Schüler sind seit 2012 über die Arbeitsgemeinschaften neu in die Vereine gegangen. Zuletzt waren es innerhalb eines Jahres sogar über 300."
Spiel- und Übungsformen sind auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zugeschnitten. Bewegung, Koordination, Technik und Taktik vermitteln die AG-Leiter, unter ihnen aktive Fußbaler, FSJler oder Vereinstrainer. Am Projekt teilnehmende Grundschüler erwerben das Fußballschnupperabzeichen des DFB, das die erfolgreiche Teilnahme dokumentiert. Für Ältere wiederum geht es um das Fußballabzeichen, wenn sie eine ausreichende Punktzahl in verschiedenen Übungen erreicht haben.
Voraussetzung für eine AG-Leitung ist grundsätzlich mindestens die C-Lizenz (mehr dazu siehe "Extra"). "Diese kann man nach absolviertem Basislehrgang aber auch innerhalb des ersten Jahres der Projekttätigkeit nachholen", berichtet Stroh.
Der 66-Jährige ist seit 2010 FVR-Vizepräsident für Qualifizierung, war einst selbst aktiv (unter anderem beim SV Rivenich, beim SV Wittlich und beim Stadtteilverein SV Neuerburg) und coachte von 1986 an zwölf Jahre lang die Mosel-Kreisauswahl. Das Ganztagsschulprojekt unter seiner Leitung hat inzwischen sogar bundesweite Beachtung gefunden, ist es doch von seiner Art und Größe her in Deutschland einzigartig.
Gegen Ende des vergangenen Schuljahres stellte Stroh die Konzeption bei der Sportfachtagung der Kultusministerkonferenz in Berlin vor: "Es gab viele konkrete Rückfragen. Das Interesse war sehr hoch." Darstellung, Organisation und Qualitätssicherung aus Sicht des Fußballverbandes und des Bildungsministeriums seien von den Fachleuten in der Bundeshauptstadt als "beispielhaft" bezeichnet worden.
Alles bestens also? "Nicht ganz", schränkt Stroh ein. Es gebe zwar auch in der Region eine ganze Reihe von Vereinen, die zum Beispiel Fußballer oder Trainer aus ihren Reihen für die Arbeitsgemeinschaften stellen, (viele) andere Clubs seien aber hier nur schwer zu motivieren. "Dabei", so Stroh abschließend, "können die Vereine doch gerade über diese Schiene auch einen ernsthaften Versuch anstellen, etwas gegen den Schwund an Jugendspielern zu tun."Extra: WAS EIN AG-LEITER MITBRINGEN SOLLTE

 Alois Stroh ist seit 2010 Verbands-Vizepräsident. TV-Foto: Andreas Arens

Alois Stroh ist seit 2010 Verbands-Vizepräsident. TV-Foto: Andreas Arens

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(AA) Der Fußballverband Rheinland ist ständig auf der Suche nach neuen AG-Leitern, damit diese zumindest mittelfristig auf Honorarbasis an Schulen einsteigen können. Erwünscht ist, dass die Kandidaten die DFB-Trainer-C-Lizenz oder eine vergleichbare oder höhere Übungsleiterlizenz und/oder ein sportwissenschaftliches Studium bzw. eine pädagogische Ausbildung vorweisen können. Bei fehlender Qualifikation bietet der Verband eine spezielle Ausbildung zum AG-Leiter an. Die Bewerber sollten volljährig sein, über einen Führerschein sowie PC-Kenntnisse verfügen. Bewerbungen und Qualifizierungsnachweise an: Fußballverband Rheinland, Marcel Mohr, Lortzingstraße 3, 56075 Koblenz, Tel.: 0261/135-185. E-Mail: marcel.mohr@fv-rheinland.de

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