Dem Idol dicht auf den Fersen

Trier · Eines Tages der Nachfolger von Manuel Neuer zu sein - diesem Traum kommt Ritzy Hülsmann jetzt einen Schritt näher: Der 13-jährige Fußballtorwart wechselt zum FC Bayern München.

 Auch beim Porta-Nigra-Champions-Cup der Eintracht vor zwei Wochen wusste Ritzy Hülsmann zu überzeugen. Er wurde zum Torwart des Turniers gewählt. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Auch beim Porta-Nigra-Champions-Cup der Eintracht vor zwei Wochen wusste Ritzy Hülsmann zu überzeugen. Er wurde zum Torwart des Turniers gewählt. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Trier Ums Haar wäre dabei gar nichts aus der Laufbahn von Tom Ritzy ("Ich will nur mit meinem Zweitnamen gerufen werden") geworden: Als er mit zarten fünf Jahren bei den Bambini des VfL Trier anfing, hatte er schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr. "Irgendwann hat es dann doch wieder Spaß gemacht", erinnert er sich. Anfangs versuchte sich Ritzy im rechten Mittelfeld, rückte aushilfsweise mal zwischen die Pfosten. "Der damalige Jugendleiter Guido Meyer erkannte das Talent und legte ihm nahe, dauerhaft ins Tor zu gehen", berichtet Mutter Katrin.
Das Ganze nahm Fahrt auf. 2015 folgte der Wechsel zur Eintracht. Im Juni des vergangenen Jahres zog Ritzy dann das nachhaltige Interesse der Proficlubs auf sich: Beim Porta-Nigra-Champions-Cup im Moselstadion hatte er schon am ersten Turniertag derart überzeugen können, dass Franz-Beckenbauer-Enkel Dominik während der Players-Night Ritzys Mutter ansprach und zu einem Probetraining nach München einlud.
"Als Bayern- und Manuel-Neuer-Fan schon solch eine Chance zu erhalten, war einfach super", erinnert sich Ritzy. Ein wenig nervös sei er dann vor dem zweitägigen Besuch beim Deutschen Rekordmeister gewesen, muss er eingestehen. Unter den strengen Augen der Bayern-Trainer - auch einige Schüsse von Profitorwart Tom Starke musste Ritzy parieren - machte der junge Trierer offenbar einen sehr guten Eindruck. Ende November folgten noch einige Tests und eine Handwurzeluntersuchung, mit deren Hilfe seine spätere Körpergröße (zwischen 1,95 und 2,07 Meter) festgestellt wurde. Kurz danach war alles klar und die Hülsmanns unterschrieben für ihren Sohn einen Zwei-Jahres-Vertrag mit anschließender Option bis 2022. Ein kleines Taschengeld und acht Freiflüge pro Saison in die Heimat sind vereinbart. Einiges an Geld drauflegen muss die Rechtsanwaltsfamilie aber allemal. Bis Ritzy Anfang Mai 2018 mit dann 14 Jahren einen Platz im Internat des FC Bayern erhält, wird vor Ort eine Wohnung bezogen, in der ihn wöchentlich abwechselnd Mutter Katrin und Vater Rainer betreuen. In Trier-Heiligkreuz wohnt dann der Rest der Familie mit Ritzys Geschwistern Randy (10, ebenfalls Torwart bei der Eintracht), Ray (6) und Romy (4).
Bislang Schüler am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, wird er künftig eine spezielle Sportklasse an einer Ganztagsschule im Münchner Norden besuchen. "Der FC Bayern hat eigens einen Koordinator, der sich um die schulischen Belange der Jugendspieler kümmert. Auch ansonsten läuft die Betreuung bereits im Vorfeld sehr positv ab. Der Verein ist unwahrscheinlich bemüht", berichtet Katrin Hülsmann.
Als die Zusage von den Bayern kam, habe das eine große Freude in der Familie ausgelöst, sagt sie rückblickend. "Und weil es Ritzys großer Traum war und ist, einmal Bundesligaprofi und dann am allerliebsten bei FC Bayern zu werden, konnten wir ihm das unmöglich ausschlagen, obwohl das mit 13 Jahren natürlich alles noch recht früh kommt." Als überehrgeizige Fußball-Mutter bezeichnet sie sich keineswegs: "Wenn er einen anderen Sport betreiben würde, hätte er auch da unsere volle Rückendeckung." Am 20. Juli geht es los, zwei Tage später startet die Sommervorbereitung, in der viel Training und gleich Duelle mit den Alterskollegen vom VfB Stuttgart oder Rapid Wien anstehen. "Auf der Linie bin ich schon ganz gut, in der Spieleröffnung muss ich mich noch verbessern", nennt Ritzy seine Stärken und Schwächen.
Bei seinem Lieblingsclub will er "die Chance beim Schopf packen" und mögliches Heimweh "einfach ausblenden". Und wenn er sich nicht durchsetzen kann? "Dann hat er auf jeden Fall an Lebenserfahrung gewonnen - und bei der Eintracht würden ihm alle Türen wieder offen stehen", weiß die Mama.Extra: SPRUNGBRETT EINTRACHT TRIER

 Gewissenhaft hat Katrin Hülsmann ihren Sohn Ritzy auf das Engagement beim FC Bayern vorbereitet. TV-Foto: Andreas Arens

Gewissenhaft hat Katrin Hülsmann ihren Sohn Ritzy auf das Engagement beim FC Bayern vorbereitet. TV-Foto: Andreas Arens

Foto: (g_sport


(AA) Auch beim SV Eintracht Trier 05 freut man sich mit Ritzy Hülsmann über den Wechsel zum FC Bayern München. "Er konnte sich mit Top-Leistungen empfehlen. Wenn wir für Jungs aus der Region das Sprungbrett nach oben sein können, sehen wir uns auch ein Stück weit in unserer Arbeit bestätigt", sagt der sportliche Leiter des SVE-Nachwuchszentrums, Mario Spang. Einige Talente sind von der Eintracht aus in den vergangenen Jahren in die Jugendabteilungen der Proficlubs gewechselt und versuchten dort teilweise zumindest vorübergehend ihr Glück; unter anderem Fabian Fisch (Schalke 04), Jannik Grün (Mainz 05), Matthias Heck (Greuther Fürth), Hendrik Thul und Maurice Neukirch (beide 1. FC Kaiserslautern) und Moritz Rhoden (1860 München).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort