Der Immanuel Kant der Leichtathletik - Trierer Lauftrainer Volkhart Rosch wird heute 75

Trier · Sozialarbeiter, Motivator, Psychologe, Lehrer, Lebenscoach, Lauftrainer, Philosoph, Buchautor: Wer Volkhart Rosch beschreiben will, kann aus vollen Töpfen schöpfen. Allerdings ist das zu versuchen in Trier ein Kamikaze-Unternehmen, so bekannt, wie er ist. Seit 48 Jahren sind Tausende Athleten durch Roschs harte Schule gelaufen. Heute wird der PST-Trainer 75.

 Ein Leben für die Leichtathletik: Volkhart Rosch ist Sportler aus Leidenschaft und seit 48 Jahren mit Begeisterung Trainer. Seinen ersten Laufschuh von 1952 und einen Staffelstab von 1969 hält er in Ehren. TV-Foto: Cordula Fischer

Ein Leben für die Leichtathletik: Volkhart Rosch ist Sportler aus Leidenschaft und seit 48 Jahren mit Begeisterung Trainer. Seinen ersten Laufschuh von 1952 und einen Staffelstab von 1969 hält er in Ehren. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Wer einen Termin mit Volkhart Rosch absprechen will, braucht einen langen Atem. Rastlos, immer auf Achse, so ist Volkhart Rosch. Erwischt man ihn dann doch zu Hause, dann bittet er den Besucher in seine "Leichtathletik-Hütte", wie er seine kleine Wohnung im Trierer Stadtteil Euren nennt. Mehr als die paar Quadratmeter braucht der Sportler nicht, obwohl sich dort Erinnerungen aus seiner eigenen Läufer-Karriere und von seiner Arbeit als Trainer bis unter die Zimmerdecke türmen.
Denn seine Zeit verbringt der Rentner im Moselstadion oder auf Waldwegen. Zeit für ein Interview nimmt sich Rosch zwar, aber nur, bis das nächste Training ansteht. Dann muss er los, Ziel Zeughausstraße, um seine Schützlinge mit Stoppuhr und Strenge, mit Ehrgeiz und Engagement, aber auch mit Empathie und Leidenschaft auf die Bahn zu schicken. "Das ginge nicht, wenn bei mir nicht das Feuer dafür brennen würde, dann könnte ich das nicht vermitteln."
"Herzblut" brauche man fürs Laufen, Begeisterung. Außerdem: "Harte Arbeit", sagt Volkhart Rosch. Das seien die wichtigsten Merkmale, die ein guter Läufer an den Tag legen muss. Von seinen Lauf-Eleven fordert der ehemalige Klosterschüler nichts ein, was er sich nicht selbst abverlangt - bis heute. Denn mit 75 Jahren schnürt der nach Selbstauskunft "topfitte" Mann selbst noch drei bis vier Mal pro Woche die Laufschuhe und hält seinen vom Jahrzehnte lang betriebenen Leistungssport gestählten Körper auf Trab. Drei bis vier Paar Schuhe gehen so pro Jahr den Weg alles Vergänglichen. Was bleibt, ist die große Liebe in Roschs Leben. Wen wundert\'s, denn schon seine Mutter hat dem sportlichen Jungen und späteren Realschullehrer einst gesagt: "Du bist mit Spikes auf die Welt gekommen." Und er selbst bestätigt: "Laufen ist für mich Leidenschaft schlechthin." Der Kick: über sich hinauswachsen können, seinem Körper Höchstleistungen abgewinnen. Seine persönliche Rangliste seiner Berufe: "erstens Trainer, zweitens Leichtathlet, drittens Lehrer." Und noch eine Liste hat der Trie rer Erfolgs-Trainer aufgestellt, nämlich "meine vier Bausteine, mit denen ich gut durchs Leben gekommen bin: ein gutes Auge für Bewegung, ich kann Menschen gut einschätzen, die Begeisterung für den Trainerberuf und meine robuste Gesundheit."Im Moselstadion daheim


Einzige Mangelware im Leben des PST-Leichtathletik-Abteilungsleiters ist Zeit. Sein Tag ist streng getaktet, die Stoppuhr bestimmt den Ablauf. Wenn er nicht in seinem zweiten Wohnzimmer, dem Moselstadion, seine Sportler zu besseren Leistungen antreibt, sitzt er an der Ausarbeitung von Trainingsplänen, bereitet Wettkämpfe vor, begleitet die PST-Athleten von Junioren bis Senioren zu Laufevents- und Meisterschaften, fährt dafür "kreuz und quer durch ganz Deutschland", 50- bis 60-mal im Jahr. Und wenn er doch noch eine Mußestunde findet, dann schreibt Volkhart Rosch Bücher. Thema: natürlich Leichtathletik. Eine Dokumentation im Eigenverlag über den ehemaligen Trierer Leichtathletik-Olymp, das Waldstadion, hat er zusammengestellt, die Geschichte des Moselstadions aufgearbeitet, und alle zwei Jahre aktualisiert er die Bestenliste der Läufer aus dem Bezirk Trier. In den wenigen verbleibenden Stunden wälzt er Philosophie-Bücher, mit Vorliebe die Schriften Immanuel Kants. Erstaunliche Parallele: Auch der wichtigste Denker der deutschen Aufklärung pflegte beizeiten einen durchstrukturierten Lebenswandel und schrieb: "Der Wille ist ein Vermögen, nur dasjenige zu wählen, was die Vernunft unabhängig von der Neigung als praktisch notwendig, das heißt, als gut, erkennt." Für den 75-jährigen Aktivposten in Trierer Ehrenamts- und Sportlerkreisen ist das das Laufen. Rückblick - das ist nicht Roschs Sache, er blickt nach vorn. Ein Limit kennt er dabei nicht, ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Nur die Streckenziele sind kürzer geworden: "Ich denke von Saison zu Saison." Aber da will er sich noch einen Traum erfüllen und den Höhepunkt seiner nun 48-jährigen Trainerkarriere setzen: "Einer meiner Athleten soll klassischer Deutscher Meister werden. Das wäre genial."Extra

Mit zwölf Jahren hat Volkhart Rosch begonnen zu laufen. 1962 legte er über 400 Meter seine Bestzeit von 49,8 Sekunden hin. Viele seiner Athleten hat er als Trainer auf dem Weg zu Medaillenrängen begleitet. 2005 wurde Thorsten Baumeister über 3000 Meter Deutscher Jugendmeister, Dominik Werhan 2010 Deutscher Jugend-B-Meister (3000 Meter) und 2014 westdeutscher Vizemeister. Derzeit trainiert Rosch unter anderem auch noch PST-Läufer Kevin Ugo (sechs Landesmeistertitel, U20-Silber bei der Deutschen Jugend-Meisterschaft 2014). Außerdem trainiert Rosch beim PST auch die weiblichen Lauftalente, die Mädchen holten etwa 1989 Gold bei den Deutschen Crossmeisterschaften. Derzeit stehen unter anderem Chiara Bermes und Linda Betzler in den Startlöchern. cofi

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