Der Kampf um den Henkelpott als "Prüfstein" für die Liebe

Wehlen · Dortmund gegen Bayern München: Das Finalduell wird in einigen Haushalten den familiären Frieden auf die Probe stellen. Zum Beispiel bei den Eheleuten Berg aus Wehlen (Kreis Bernkastel-Wittlich). ER ist glühender Fan des FC Bayern, SIE drückt dem BVB die Daumen.

 Hart aber herzlich: Nur fürs TV-Foto gehen sich Melanie und Olaf Berg symbolisch an den Kragen. Zwischen dem BVB- und Bayern-Fan gibt's im Alltag trotzdem Sticheleien – gerade jetzt im Vorfeld des Finalduells beider Erzrivalen. TV-Foto: Mirko Blahak

Hart aber herzlich: Nur fürs TV-Foto gehen sich Melanie und Olaf Berg symbolisch an den Kragen. Zwischen dem BVB- und Bayern-Fan gibt's im Alltag trotzdem Sticheleien – gerade jetzt im Vorfeld des Finalduells beider Erzrivalen. TV-Foto: Mirko Blahak

Wehlen. Olaf Berg ist der Prototyp eines eingefleischten Fußballfans. Der 42-Jährige hat eine Heim- und Auswärtsdauerkarte für seinen Lieblingsclub Bayern München. 1999 war er Tribünengast beim Champions-League-Finaldrama gegen Manchester United. Auch 2001 saß er im Stadion, beim Triumph gegen Valencia. Ebenso 2010 und 2012 bei den bitteren Niederlagen gegen Inter Mailand und den FC Chelsea.
Selbstredend, dass der Wehlener auch in London mit von der Partie ist, wenn im Wembleystadion Dortmund und Bayern um den Henkelpott kämpfen. Heute Abend um 20 Uhr geht\'s los. Per Bus, mit Gleichgesinnten des Fanclubs Bayern Kings aus Selters im Taunus.
Seine Frau Melanie hätte mitfahren können. Die BVB-Anhängerin hat aber dankend abgelehnt: "Egal, wie es ausgeht: Ich bin die Dumme. Wenn Dortmund gewinnt, kann ich nicht richtig feiern. Und bei einer Niederlage werde ich aufgezogen", sagt die 37-Jährige, die am Fernseher mitfiebern wird.
Die Leiden einer Ehefrau: "Man kennt sie ja, die Bayern-Fans. Sie teilen gerne aus, stecken aber ungern ein. Manchmal bin ich sogar froh, wenn Bayern gewinnt. Dann ist Olaf besser gelaunt." Melanie Berg ist auch ein großer Fußballfan - nach eigenem Bekunden aber nicht so fanatisch: "Ich ärgere mich, wenn Dortmund verliert. Aber ich verfalle nicht in Trauer." So wäre es auch bei einer möglichen BVB-Finalschlappe am Samstag: "Ich würde nicht so leiden wie Olaf bei einer Bayern-Niederlage." Gleichzeitig würde er wohl einen Triumph auskosten. Melanie Berg im Spaß: "Freunde haben mir angeboten, dass sie mich dann für eine Woche aufnehmen …"
Die Graacherin entdeckte ihre Liebe zum BVB dank "Schönling" Karl-Heinz Riedle. "Ich war immer ein Fan von ihm. Als er 1993 nach Dortmund kam, blieb ich beim Verein hängen." Sie hält Schwarz-Gelb bis heute die Treue - "auch wenn ich es nicht einfach habe in unserem bayerndominierten Haus."
Mit Mühe kann sie verhindern, dass weitere Wände hinter rot-weißen Fanartikeln verschwinden. Melanie Berg hat ihrem Mann die Waschküche und das Treppenhaus zum Keller zugestanden. Dort hängen Schals, Bilder von Bayern-Stadionchoreografien und Wimpel.
Unweit der Haustür hat sich Olaf Berg auch noch einen kleinen Bereich erstritten. Dort klebt unter anderem eine Ergebnistafel im Postkartenformat. Bayern: 11, Dortmund: 1. Das Resultat im Bundesligaspiel zwischen beiden Clubs 1971. Kleine Spitzen erhalten die Freundschaft.
Immerhin: In den vergangenen zwei Jahren hatte Melanie Berg Oberwasser. Zwei Meisterschaften, dazu noch der 5:2-Sieg gegen Bayern im DFB-Pokalfinale 2012. "Da konnte ich mal ein bisschen aus mir rauskommen und sticheln."
Furcht vor einer dritten Pleite


Dass Mario Götze im Finale fehlt, behagt der 37-Jährigen gar nicht. "Mit ihm wären die Chancen größer gewesen." Aber auch so hat sie Vertrauen in ihren BVB: "Wenn die Defensive hält, haben wir eine Chance."
"Aber Mats Hummels leistet sich wieder einen Bock", entgegnet ihr Mann - ganz in "Mia-san-mia-Manier". Und dennoch: Er ist nach den Dortmunder Demütigungen 2011 und 2012 vorsichtiger geworden: "Die Chancen stehen 50:50. Ich hätte Real Madrid lieber als Gegner gesehen. Eine dritte Champions-League-Finalniederlage in vier Jahren wäre schon richtig heftig." bl

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