Rollstuhlbasketball Drohendes Paralympics-Aus verunsichert auch Dolphins-Spieler

Trier · Aufregung unter den Rollstuhlbasketballern: Rund ein halbes Jahr vor den Spielen in Tokio steht ihre Sportart auf der Kippe – Trierer Spieler Passiwan und Ebertz betroffen.

 Ob auf dem linken Oberarm von Dirk Passiwan noch die Paralympics in Tokio eintätowiert werden, ist momentan fraglich.

Ob auf dem linken Oberarm von Dirk Passiwan noch die Paralympics in Tokio eintätowiert werden, ist momentan fraglich.

Foto: TV/Andreas Feichtner

 Die Paralympics in Peking, London und Rio als herausragende sportliche Ereignisse sind als bleibende Erinnerungen auf Dirk Passiwans linkem Oberarm eintätowiert. Tokio in diesem Jahr als krönender Abschluss seiner internationalen Turnierserie hat der Rollstuhlbasketballer fest eingeplant. Große Hoffnung auf das Gastspiel mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft in Fernost macht sich auch Passiwans Partnerin und Teamkollegin von den Doneck Dolphins Trier, Nathalie Ebertz. Doch beide müssen nun um die Paralympics-Teilnahme Ende August/Anfang September bangen.

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte das Aus für Tokio und für die nachfolgenden Spiele 2024 in Paris angedroht, sollte der Internationale Rollstuhlbasketballverband (IWBF) seine Regeln nicht an das Klassifizierungssystem des IPC anpassen. „Die Meldung des IPC hat uns getroffen. Gerade der Zeitpunkt ist sehr ungünstig, weil die Vorbereitungen auf ein solches Großereignis ja fortgeschritten sind“, lässt Passiwan durchblicken. „Wir alle haben unfassbar viel Zeit und Energie in die Qualifikation für Tokio  gesteckt und haben berufliche und private Ziele dem Sport untergeordnet“, schlägt Mareike Miller, Spielführerin der Frauen-Nationalmannschaft, in die gleiche Kerbe.

Der IWBF hat bisher unter anderem seinen Klassifizierungskodex nicht an die 2015 geänderten Vorgaben des IPC angepasst. Dialoge in diesem Zusammenhang kamen zuletzt immer mehr ins Stocken.

Die verschärften Anforderungen zielen gerade auf Akteure wie Passiwan und Ebertz ab. Beide sind mit 4,5 Punkten eingestuft – eine Klassifizierung für Akteure mit dem vergleichsweise geringsten Behinderungsgrad.

IWBF-Präsident Ulf Mehrens, auch Vorsitzender des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes kündigte an, dass man alles Mögliche tun werde, „um sicherzustellen, dass bei den Paralympics in Tokio sowie bei zukünftigen Paralympischen Spielen Rollstuhlbasketball gespielt wird“.

Das Internationale Paralympische Komitee hat dem Rollstuhlverband nun eine Frist bis 29. Mai gesetzt. Bis dahin stehen für Passiwan und Ebertz auch noch einige Besuche bei Medizinern und Erledigungen von Formalitäten an. Mit Hilfe von Dolphins-Mannschaftsarzt Dr. Peter Krapf wollen sie ihre Behinderungen – bei ihm durch Kniebeschwerden und bei ihr durch eine Sprunggelenksverletzung – nachweisen.

Sollten alle Bemühungen von privater und offizieller Seite nicht reichen, um das Startrecht für Tokio zu erwirken, wäre das für Passiwan „sehr schade, aber nicht dramatisch, schließlich war ich ja schon drei mal dabei“. Seine Partnerin würde so aber ihren ersten Auftritt auf (ganz) großer Bühne verpassen.

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