Edwin Klein: "Blatter hält sich für gottähnlich - wie einst Samaranch"

Trier/Saarburg · Für den in Saarburg lebenden zweifachen Olympia-Teilnehmer und Schriftsteller Edwin Klein ist der aktuelle Fifa-Skandal keine Überraschung. Er wünscht sich mehr frühere Leistungssportler in den Führungspositionen.

Trier/Saarburg. Fast 20 Jahre ist es her, dass Edwin Klein - einst Weltklasse-Hammerwerfer, dann Sportlehrer und Buch-Autor - beim DFB in Frankfurt vorstellig wurde. Bei den Recherchen für das Buch "Rote Karte für den DFB - Die Machenschaften im deutschen Profi-Fußball" wollte er auf Dopingfälle im Fußball hinweisen. Auf Schwarzgeld-Zahlungen und Bestechungen in der Bundesliga. In der DFB-Zentrale stieß er damals auf Desinteresse, Ablehnung. Viele Vorwürfe, die damals neu waren, haben sich seitdem bestätigt.
Für den 62-Jährigen ist der Korruptions-Skandal bei der Fifa daher keine Überraschung. "Mein privater Wunsch ist, dass alles rauskommt, was hinter den Kulissen gelaufen ist. Das Problem ist allerdings, dass fast jeder Dreck am Stecken hat", sagt Klein. Das heißt: Wer andere belastet, belastet womöglich sich selbst. "Wer schießt, auf den wird auch geschossen."
Für Klein liegt die Gemengelage aus Gefälligkeiten und möglicher Korruption im System begründet, sie sei auch nicht auf den Fußball beschränkt. Auf unteren Ebenen fange man zwar als Ehrenamtlicher an. Dann gebe es bei jeder höheren Ebene ein Geflecht aus Vergünstigungen und Einladungen, gern auch verknüpft mit Erwartungen. Da wüssten viele schnell nicht mehr, was noch legal ist und was nicht mehr. An der Funktionärs-Spitze, am Gipfel der Macht, werde es einsam: "Joseph Blatter ist mittlerweile wie einst IOC-Chef Juan Antonio Samaranch. Ein Gott von eigenen Gnaden. Da herrscht das Denken vor: Mir kann keiner was." Klein würde gern mehr frühere Spitzensportler in Führungspositionen sehen. Fairness und Ehrlichkeit habe da seiner Erfahrung nach einen höheren Stellenwert: "Da werden Versprechen auch gehalten."
Kontrollinstanzen hätten zudem nur Sinn, wenn sie wirklich unabhängig seien. So hält Klein die Fifa-eigene Ethikkommission in dieser Form für nutzlos. Immer eine Frage der Kompetenz: So erinnert sich Klein an einen sehr aktiven Doper, "der war plötzlich hoher Anti-Doping-Funktionär".

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