Ein Eifeljunge in der weiten Fernsehwelt

Lutzerath/Wiesbaden · Er ist ein Aufsteiger im ZDF-Sport. Binnen weniger Jahre hat sich der Eifeler Sven Voss bis ins Aktuelle Sportstudio moderiert. Der 35-Jährige lebt seinen Traum, sieht aber noch Steigerungspotenzial. Zum Beispiel an der Torwand.

 Sein Traum ist wahr geworden: Sven Voss moderiert im ZDF unter anderem das Aktuelle Sportstudio. Der 35-Jährige aus Lutzerath hat beim „Zweiten“ einen rasanten Aufstieg hinter sich. Foto: ZDF

Sein Traum ist wahr geworden: Sven Voss moderiert im ZDF unter anderem das Aktuelle Sportstudio. Der 35-Jährige aus Lutzerath hat beim „Zweiten“ einen rasanten Aufstieg hinter sich. Foto: ZDF

Lutzerath/Wiesbaden. Sportinteressierte kommen an seinem Gesicht nicht vorbei. Ob an den Skisprungschanzen, in Fußball-Stadien oder im Aktuellen Sportstudio: Sven Voss hat sich im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) zu einem der prägenden Moderatoren-Köpfe entwickelt. Und das im zarten Alter von 35.
Heute Bad Mitterndorf, morgen Mainz, übermorgen vielleicht Kiew. Voss ist viel auf Achse. "Ich bin froh, dass ich eine Familie habe, die da mitspielt", sagt er. Vor kurzem wurde er zum zweiten Mal Papa. Mit seiner Frau, seiner Tochter (knapp vier Jahre alt) und seinem achtwöchigen Söhnchen lebt er in Wiesbaden.
Zeit, bei seiner Mutter zu Hause in der Eifel vorbeizuschauen, hat Voss kaum. Aufgewachsen ist er in Lutzerath in der Vulkaneifel (Kreis Cochem-Zell). Als der TV dieser Tage auf seinem Handy anruft, werden bei Voss Erinnerungen wach. An seine Schulzeit am Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun, wo er 1995 Abitur machte. An seine regelmäßigen Ausflüge nach Trier, wo er als Fan mit den Erstliga-Basketballern des TVG mitfieberte.
Voss, der früher in Treis-Karden Oberliga-Basketball spielte, denkt gerne zurück. Dennoch war er froh, nach dem Zivildienst der Eifel-Idylle erstmal ade zu sagen: "Wer auf dem Land aufwächst, will auch mal etwas erleben." Er verband Abenteuerlust und berufliche Perspektiven: Voss sammelte erste Bildschirm-Erfahrungen beim Regionalfernsehen in Koblenz ("Dort konnte ich viel ausprobieren. Das waren Schlüsselerlebnisse."). Sein erster Beitrag: der Neujahrsempfang der Stadtsparkasse Koblenz. Er studierte in Bonn (Politik, Pädagogik) und hospitierte beim WDR in Köln.
Am Rhein vertiefte Voss nicht nur seine Fernseh-Fertigkeiten. Er lernte auch profane Dinge: "Ich konnte zum Beispiel nicht wirklich gut einparken, weil man das in Lutzerath nicht musste. Dort konnte man überall anhalten - zur Not auf der Straße. In Köln musste ich plötzlich in die kleinsten Parklücken."
Über ein Casting kam der Eifeler schließlich zum ZDF. Das Sprungbrett: logo! - die Kindernachrichten. "Das Casting war für mich eine Riesennummer. Ich durchschritt erstmals die Pforte des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg. Mir begegneten Menschen, die ich bislang nur vom Bildschirm kannte. Ich, der kleine Eifeljunge, tauchte in die große weite Welt des Fernsehens ein."
Sein Wunschgast: Dirk Nowitzki


Heute ist Voss selbst eine Bekanntheit. Ein Moderator mit Autogrammkarten und eigener Homepage im Internet. Seit Sommer 2011 ist er im Wechsel mit Katrin Müller-Hohenstein und Michael Steinbrecher Gastgeber im Aktuellen Sportstudio. Premiere war am 30. Juli.
"Erstmal ging es darum, mich nicht zu blamieren", sagt er. Bloß kein Schalke 05. Voss: "Ich hatte bis dahin schon viele Sport-Livesendungen gemacht. An der Bobbahn. Bei Olympischen Spielen. Bei der Tour de France. Bei Fußball-Großereignissen. Aber das Sportstudio ist eine andere Liga. Es ist gemeinsam mit der ARD-Sportschau die Sendung mit der größten Tradition, die in der Vergangenheit stark von den Moderatoren geprägt wurde." Zum Beispiel von Harry Valérien, Dieter Kürten, Günther Jauch oder Johannes B. Kerner.
Voss, der sich gerne einmal Dirk Nowitzki als Studiogast wünscht, hat die ersten Sendungen gemeistert. Er sieht bei sich aber noch Luft nach oben: "Ich will noch mehr an meinen Stärken, der Gesprächsführung arbeiten." Feilen könnte er auch an seiner Bilanz an der berühmten Torwand: "Beim Drehen einer Vorschau habe ich mal 25 Schüsse gebraucht, um einmal oben links zu treffen. An der Torwand erfolgreich zu sein, ist schwieriger, als es aussieht."
Das Sportstudio steht vor der Herausforderung, seinen Platz in der Fernsehlandschaft zu behaupten. Die Einschaltquoten sind zuletzt gesunken, die späte Anfangszeit am Samstagabend ist eine Bürde. Voss verteidigt Sendeplatz und Konzept: "Unsere Stärke liegt in der Hintergrundberichterstattung. Themen zu setzen, gelingt uns nicht jeden Samstag, aber immer wieder mal. Vielleicht sind andere schneller, vielleicht werden andere Sportformate besser eingeschaltet. Aber das Sportstudio hat einfach eine Qualität. Und das wissen die Zuschauer zu schätzen." Voss hat es mit in der Hand, das Niveau zu sichern.
An diesem Samstagabend (23 Uhr) moderiert Sven Voss wieder das Aktuelle Sportstudio. Zu Gast ist Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar.

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