Ein Fall für zwei

Lahti · Für die Dauerrivalen wird’s heute ernst: Die deutschen Nordischen Kombinierer Johannes Rydzek und Eric Frenzel kämpfen bei der WM um Gold. Das schürt Rivalität, die die Trainer kanalisieren müssen.

Lahti (dpa) Neben der Skisprungschanze und der Langlaufloipe verstehen sie sich gut, sportlich sind sie jedoch die größten Konkurrenten: Die Rivalität der Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Johannes Rydzek beschränkt sich auf die Wettkämpfe. Davor und einige Zeit danach sitzen sie entspannt beim Essen, plaudern, lachen und spielen miteinander Fußball.
Nicht anders wird es wohl auch am heutigen Freitag sein, wenn die erste WM-Entscheidung in Lahti ansteht und es nur eine Frage gibt: Rydzek vor Frenzel oder Frenzel vor Rydzek? Die beiden deutschen Kombinierer sind die Dominatoren des Winters, sie haben 15 der bislang 19 Weltcup-Wettbewerbe unter sich ausgemacht. Titelverteidiger Rydzek gewann achtmal und führt in der Gesamtwertung. Olympiasieger Frenzel siegte siebenmal und folgt mit 36 Punkten Rückstand.
Genau das baut Spannung zwischen beiden auf. Im Training und den Wettkämpfen beobachten sie sich mit Argusaugen. Welches Material benutzt der Konkurrent auf der Schanze? Mit welchen Ski geht er in die Loipe? Wie verhalten sich die Trainer dem anderen gegenüber?
Bundestrainer Hermann Weinbuch und seine Assistenten Ronny Ackermann und Kai Bracht sind gefordert wie nie zuvor. Bislang gab es immer nur einen Platzhirsch. "Nun darf keiner bevorzugt werden oder das Gefühl entstehen, dass einer besser behandelt wird als der andere", sagt Weinbuch. So wie beim Seefeld-Triple, als Rydzek zwar zwei Rennen im Fotofinish gegen Frenzel gewonnen hatte, am entscheidenden dritten Tag in der Loipe aber einen 20-Sekunden-Vorsprung verlor und ,nur' Zweiter wurde. Wutentbrannt feuerte er im Ziel seine Skistöcke weg und unterstellte dem Sieger, materialtechnisch bevorteilt worden zu sein.
"Solche Tendenzen müssen wir im Keim ersticken, weil sie für das Mannschaftsklima nicht gut sind. Prinzipiell verhalten sich alle aber äußerst professionell", sagt Weinbuch.
Vor dem ersten Showdown bei dieser WM versuchten es die Konkurrenten mit Psychospielchen. Rydzek bejubelte fast jeden seiner wirklich guten Trainingssprünge und zeigte das Victory-Zeichen. Frenzel dagegen ließ sich seinen Gemütszustand fast nicht anmerken. Mal ließ er die verspiegelte Brille einfach auf, mal setzte er ein viel- beziehungsweise nichtssagendes verschmitztes Lächeln auf. Erst am heutigen Freitagabend weiß man, was all das wirklich bedeutet hat.

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